news

Eberharter über Schwarz: "4 Disziplinen gehn sich nicht aus"

Bei "Niki trifft..." erzählt Stephan Eberharter, warum er das Wort "fanatisch" nicht mag, wie er die Zukunft des Skisports sieht und was er Marco Schwarz rät.

Eberharter über Schwarz: Foto: © GEPA

Was macht eigentlich Stephan Eberharter (im Bild mit Frau Birgit)?

Im Winter schreibt die Tiroler Ski-Legende regelmäßig Kolumnen in der Kronenzeitung. Als Experte ist seine Meinung vor allem bei Großereignissen und den Klassikern im Weltcup gefragt.

Ski1-Expertin Nicole Hosp begegnet dem Zillertaler immer wieder einmal bei Charity-Events. Auch bei Veranstaltungen, bei denen für den Tiroler Skinachwuchs Gelder lukriert werden sollen.

Steff hilft, wo es geht. Er wirkt unaufgeregt, drängt nie in den Vordergrund und ist mit sich und seinem Leben nach der großartigen Karriere zufrieden.

Die Ski-Legende (Olympiasieger im Riesentorlauf 2002, dreimal Weltmeister, zweimal Gewinner des Gesamtweltcups, Sieger von 29 Weltcup-Rennen) ist auch als Mittfünfziger fit wie ein Turnschuh. Und auch wenn Eberharter heute nicht mehr so verbissen und genervt wirkt wie einst vor mehr als 20 Jahren im beinharten Duell mit Hermann Maier, so zeichnet den 54-jährigen Hobbysportler noch immer sein Ehrgeiz und sein Hang zur Perfektion aus.

Der Ausdruck "fanatisch" kommt im Wortschatz von Eberharter nicht vor

Der Ausdruck

Hosp war bei ihrem letzten Treffen mit Stephan Eberharter jedenfalls angetan und wird künftig das Wort "fanatisch" eher selten verwenden. Für ihr Format "Niki trifft..." sprach die "Sportlerin des Jahres 2007" mit dem "Sportler des Jahres" 1991 bzw. 2002.

Steff, was machst du aktuell beruflich?

Stephan Eberharter: Ich arbeite weiter mit vielen Partnern aus meiner aktiven Zeit zusammen - als Testimonial. Ich bin bei Kundenveranstaltungen dabei, ich halte Vorträge und mache Seminare. In der Privatwirtschaft bin ich mit zwei Partnern in der Immobilienbranche tätig. Wir entwickeln kleinere Projekte. Es gibt immer Arbeit, aber ich habe auch genügend Freizeit, um die Dinge zu tun, die ich gerne mache.

Du bist ein sehr guter Golfer, fährst viel Rad, gehst gerne langlaufen. Bist du auch noch ein fanatischer Skifahrer?

Eberharter: Fanatisch war ich nie. Das Wort fanatisch passt nicht zu mir und ich mag den Ausdruck "fanatisch sein" nicht. Ich bin begeistert. Wenn ich von etwas angetan bin, dann begeistert mich das. Ich bin also nie fanatisch. Ich mache viele Dinge gerne.

"Am Rad kann ich mich auspowern, beim Golf ist das Frustpotenzial hoch"

Foto: © GEPA

Okay, was machst du gerne?

Eberharter: Ich bin sehr aktiv. Im Sommer sind es vor allem zwei Sportarten. Zum einen Golf, wo ich zuletzt ein wenig zurückgeschalten haben, weil ich auch den Radsport sehr liebe. Und wenn ich mich entscheiden muss zwischen einem Sport, wo ich mich auspowern kann, wo ich schwitze und es mir danach körperlich super geht, dann würde ich mich immer dafür entscheiden.

Also wirst du künftig weniger Golf spielen...

Eberharter: Golf ist auch großartig, aber da gibt es immer wieder Tage, an denen das Frustpotenzial hoch ist. Wenn es da einmal nicht so läuft, dann fragst du dich schon, was mach ich eigentlich hier bei 30 Grad und ohne echten Spaß. Golf kann aber auch sehr schön sein. Und am Ende würde ich mich in meiner Freizeit immer für den Sport entscheiden. Im Winter ist das dann langlaufen und Ski fahren. Das wird immer so bleiben, hat aber heute einen ganz anderen Charakter. Ich habe mich nach der Karriere nie mehr messen müssen, bei Seniorenrennen oder anderen Bewerben. Ich habe nach meinem letzten Rennen gesagt, ich fahre nie wieder durch Tore, sondern nur noch für mich. Mit der Familie, mit Freunden und mit viel Freude.

Klingt sehr entspannt...

Eberharter: Ich habe schon den innerlichen Drang, gut zu performen. Ich möchte beispielsweise im Langlauf die 1:1-Technik oder was auch immer beherrschen. Wenn ich Sport betreibe, dann soll es immer ziemlich professionell aussehen. Aber ich versuche das nicht krankhaft zu erreichen. Auch wenn der kleine Perfektionist noch immer in mir drinnen steckt. Eine gewisse Disziplin gehört einfach dazu. Ist so, sonst wäre ich nie so weit gekommen. Es ist schön, wenn man den Sport, den man ausübt, nahezu perfekt betreiben kann. Aber sicher nicht fanatisch.

"Die Freiwilligen sind zukünftig das Um und Auf für guten Ski-Nachwuchs"

Foto: © GEPA

Wie siehst du die Zukunft des Skisports, welche Tipps hast du für die Jungen?

Eberharter: Skisport in der Zukunft? Da muss ich ein wenig weiter ausholen. Das Klimathema wird nicht kleiner werden. Wir wissen nicht, was in 10, 20 Jahren sein wird. Aber es deutet alles darauf hin, dass es sicher schwieriger wird. Wir haben im vergangenen Winter gesehen, wie viele Rennen, gerade im ersten Drittel des Weltcup-Kalenders, Probleme mit der Durchführung hatten. Da musste ordentlich herumgebastelt werden, um die Rennen durchzuführen. Diesbezüglich wird sich einiges tun, besser gesagt tun müssen.

Und wie schaut es mit dem Nachwuchs aus?

Eberharter: In Österreich ist es mehr oder weniger angerichtet, da in den letzten Jahrzehnten immer Heros da waren. Ob das vor meiner Zeit ein Franz Klammer war, dann zu meiner Zeit auch ein Hermann Maier oder ich für unglaubliche Begeisterung gesorgt haben. Es gab immer jemanden, auch bei den Frauen – du, Dorfmeister, Veith – die den Gesamtweltcup und Medaillen gewonnen haben und damit Ansporn für die Kinder und die Jugend waren. Und so ist es nach wie vor. Es ist nicht lange her, da haben wir mit Marcel Hirscher einen Mega-Skifahrer im Land gehabt. Ich glaube, dass die Kinder nach wie vor in den Skisport drängen werden, aber es braucht eine gute Nachwuchsarbeit und viele Freiwillige – seien es die Trainer im kleinsten Kreis, die im Dorf im Skiclub trainieren, oder auch in den Bezirks- und Landeskadern hin zum ÖSV. Die werden namentlich nie genannt, leisten aber sehr gute Arbeit.

Leistet auch Ski Austria noch gute Arbeit?

Eberharter: Ganz sicher. Aber, dass es dann richtige Top-Leute gibt, die alles niederbiegen und über Jahre hinweg an der Spitze performen, die wachsen nicht auf Bäumen. Da muss dann auch der Athlet selbst sagen, ich will das, ich möchte das zu 100 Prozent erreichen. Ich glaube nach wie vor, dass wir im ÖSV sehr gute Strukturen haben, dass wir in Österreich generell gute Strukturen für Spitzensportler haben. Das geht im Verein los und läuft über die Landesverbände hinauf zum ÖSV, da wird für Läufer und Läuferinnen eigentlich alles gemacht. Ich bin oft sogar der Meinung, dass zu viel gemacht wird, dass man es dem Nachwuchs manchmal sogar zu einfach macht. Du brauchst da oben Beißer, die ganz klar sagen: Ich will das. Nicht, weil sie mir eine Million Euro zahlen, sondern weil ich das will. Die Million kommt dann von selbst. Dies ist mir ein wenig abhandengekommen.

Diesen Vorwurf gab es zuletzt auf oft Richtung ÖSV-Frauen-Team.

Eberharter: Ich hoffe, dass ich mich täusche, aber im ÖSV-Frauen-Team habe ich zuletzt auch den Eindruck gehabt, dass es sich da die meisten einfach zu leicht machen. Da sind einige nicht so dahinter, wie es sich gehört. Ich betrachte das nur von außen, als TV-Zuseher und höre mir die Interviews an. Da will ich mich jetzt nicht als Psychologe hinstellen, aber ich habe da sehr oft eine gute Einschätzung, wie Leute funktionieren und ticken.

"Wenn Schwarz den Slalom aufgibt, kann er in drei Disziplinen Siege holen"

Foto: © GEPA

Wer ist für dich aktuell die beste Skifahrerin und der beste Skifahrer?

Eberharter: Mikaela Shiffrin, da brauchen wir gar nicht viel drüber reden. Sie hat den unglaublichen Rekord an Weltcupsiegen von Ingemar Stenmark geknackt. In ihrem Alter ein absoluter Wahnsinn. Sie ist unheimlich, da fehlen mir fast die Worte. Mikaela war auch nie schwer verletzt. Sie hat einzig nach dem Tod ihres Vaters – und das nur zu verständlich – einen kleinen Hänger gehabt. Bei den Herren ist die Sache offener. Mir gefällt der Alex Kilde wahnsinnig gut, auch der Marco Odermatt natürlich. Das ist schon die nächste Generation. Er hat zweimal den Gesamtweltcup geholt und kann drei Disziplinen, wie übrigens auch Marco Schwarz. Ich will jetzt keinen Rat geben, aber wenn Schwarz den Slalom aufgibt, dann kann er in drei Disziplinen um die Siege mitfahren. Alle vier Disziplinen auf höchstem Niveau zu bestreiten, das geht sich nicht aus. Auch wenn er im Slalom groß geworden ist. Riesentorlauf, Super-G und Abfahrt sind am Ende ja fast eine Disziplin. Wenn er sich auf diese drei Disziplinen konzentriert und den Slalom sein lässt, dann ist in Zukunft viel möglich.

Après-Ski und Essen auf der Ski-Hütte – was muss es da bei dir sein?

Eberharter: Also, Après-Ski mache ich überhaupt nie. Das muss sich schon in einer speziellen Konstellation ergeben. Die Musik, die dort gespielt wird, ist auch überhaupt nicht das Meine, das ist mir zu viel bumm-bumm-bumm. Dabei bin ich in Sachen Musik für Vieles offen – von der Klassik über die die echte Volksmusik bis hin zu meinen früheren Heros Metallica. Aber was ich nicht mag, ist Rave oder dieses bam-bam, wo der Bass so im Vordergrund steht, das ist mir eindeutig zu hart.

Und was gibt es zu essen?

Eberharter: Grundsätzlich schaue ich sehr darauf, was auf den Teller kommt. Ich ernähre mich sehr gesund, aber ab und zu gönne ich mir dann schon gute Kasspazln.


Niki's Versicherungs-Tipp: Den Lieblingssport der Österreicher:innen übt man am besten nur gut versichert aus – einfach. klar. helvetia.

Kommentare