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Venier und Vinc siegen! Super-Sonntag für die Super-G-Stars

"Gechillte" Tirolerin jubelt in Crans Montana über ihren ersten SG-Erfolg. Mit einer "neuen Lockerheit" rast Kriechmayr in Kvitfjell zu seinem 18. Weltcup-Sieg.

Venier und Vinc siegen! Super-Sonntag für die Super-G-Stars Foto: © GEPA

Die Alpen erleben gerade den wärmsten Februar seit es Temperatur-Aufzeichnungen gibt.

Auf den Sonnenhängen der Skigebiete genießen die Wintersportler am Vormittag bereits herrliche Firnabfahrten, wie sie normalerweise erst in den Osterferien zu finden sind. Am Nachmittag zählt bei derart frühlingshaften Bedingungen meist die Sonnenterrasse zur beliebtesten Piste.

Auf einem weltmeisterlichen Sonnenhang absolvierten die Frauen ihr Speed-Wochenende im Schweizer Wallis. Crans Montana zählt zu den Klassikern im Weltcup und steht bereits ganz im Zeichen der 49. Alpinen Skiweltmeisterschaften 2027.

Viel Wirbel im Vorfeld der Ski-WM 2027

Noch führen die Titelkämpfe 2027 zu einem peinlichen Streit zwischen dem Weltverband und dem Organisationskomitee von Crans Montana. Oder besser gesagt zwischen FIS-Präsident Johan Eliasch und seinem Widersacher Urs Lehmann (Präsident des Schweizer Skiverbandes). Doch das ist "Schnee von morgen"...

"Schnee von gestern" ist hingegen ein äußerst spannendes Speed-Wochenende.

Unterschiedlicher hätten die Bedingungen nicht sein können. Die Frauen mussten ihr Ziel bei der 1. Abfahrt in Crans Montana aufgrund einer völlig aufgeweichten Piste nach oben verlegen. Beim Super-G der Herren im tiefverschneiten Kvitfjell musste hingegen der Start nach unten verlegt werden, da gefrierender Nebel in Norwegen für vereiste Brillen und eine zu große Gefahr für die Läufer sorgte.

Kalt-warm präsentierten sich auch die Resultate des österreichischen Teams bei den Frauen und den Männern.

Die bosnische Meisterin hängte in der Abfahrt alle ÖSV-Frauen ab

Die bosnische Meisterin hängte in der Abfahrt alle ÖSV-Frauen ab
Siegerin Venier zieht mutig über den Zielsprung
Foto: © GEPA

Dass Lara Gut-Berahmi in Crans Montana ihre Weltcupführung ausbauen würde, war aufgrund der verletzungsbedingten Pause von Mikaela Shiffrin sonnenklar.

Auch ihr 44. Weltcup-Erfolg - nur noch zwei Siege fehlen der 32-Jährigen in der ewigen Bestenliste der Frauen auf Renate Götschl - war keine große Überraschung. Die Schweizerin triumphierte auf der verkürzten Abfahrt am Freitag vor Cornelia Hütter, die zeitgleich mit der Schweizer Weltmeisterin Jasmine Flury ins Ziel kam.

Hütter hatte bei der Rückkehr nach Crans Montana mit ihrer Gefühlswelt zu kämpfen. Nach ihrem heftigen Sturz über den Zielsprung 2022 (schwere Gehirnerschütterung) war es für die Steirerin kein Nachteil, dass das Ziel am Freitag nach oben und damit vor den finalen Sprung verlegt wurde.

Wie sehr sie mental nach wie vor mit dem Sprung zu kämpfen hat, zeigte die zweite Abfahrt am Samstag, als die komplette WM-Strecke auf dem Programm stand. Hütter verlor - wie fast alle ÖSV-Läuferinnen - in den aufgeweichten Kurven im Finish sowie beim Zielsprung viel Zeit.

Die Sensation bei der 2. Abfahrt in Crans Montana war Elvedina Muzaferija.

Auch "Sportfan" Peter Filzmaier ist von der Bosnierin begeistert

Die 24-jährige Bosnierin, die im dinarischen Gebirge 25 km nordwestlich der Olympiastadt Sarajevo aufgewachsen ist, fuhr mit Startnummer 28 noch auf den vierten Rang. Damit ließ die Allrounderin aus Bosnien-Herzegowina alle ÖSV-Abfahrerinnen hinter sich und verleitete sogar Österreichs Politikwissenschaftler Peter Filzmaier zu einem Facebook-Post (siehe unten).

Ist die Bosnierin nun gar ein heißer Tipp auf WM-Gold 2027?

Die Abfahrt in Crans Montana dürfte ihr jedenfalls liegen. Im Februar 2023 verpasste sie auf der WM-Piste ihren ersten Europacupsieg in der Abfahrt um lediglich zwei Hundertstelsekunden. Dafür holte sie sich am 11. Februar - nur eine Woche vor ihrem sensationellen 4. Rang - ihren ersten Europacup-Abfahrtssieg auf der WM-Piste.

Vor Conny Hütter und Elvedina Muzaferija unsere Nummer 1 am Wochenende war aber Stephanie Venier.

Die 30-jährige Tirolerin, die eigentlich mit dem roten Trikot in der Abfahrtswertung spekulierte, jubelte am Ende über ihren ersten Sieg im Super-G. "Weil ich mich aktuell so wohlfühle", sagt die Draufgängerin aus Oberperfuss bei Innsbruck.

Die Anwesenheit ihrer Familie mit Schwester Bianca und Freund Christian Walder beflügeln Venier. Als neues Motto nennt die strahlende Siegerin: "Gechillt durch das Leben gehen".

Übrigens, am Wochenende warten zwei weitere Super-G in Val di Fassa. Vielleicht gelingt der "gechillten" Tirolerin in den Dolomiten ja der nächste Coup.

Spektakuläre Abflüge von Aksel Hammer und Jan Zabystran

Spektakuläre Abflüge von Aksel Hammer und Jan Zabystran
Vinc Kriechmayr auf dem Weg zum 9. SG-Sieg
Foto: © GEPA

"Gechillt" - oder wie er es nennt - "mit einer gewissen Wurstigkeit", sprich "einer neuen Lockerheit", fand Vincent Kriechmayr in die Erfolgsspur zurück.

Der 32-jährige Oberösterreicher war der überragende "Speed-Pilot des Wochenendes".

Mit Rang zwei in der Abfahrt von Kvitfjell sicherte er dem ÖSV-Team den lange ersehnten ersten Podestplatz der Saison in der Königsdisziplin. Nicht auszudenken, wäre Österreich im gesamten Winter bei allen neun Abfahrten ohne Podestplatz geblieben...

Jetzt ist Kriechmayr auch beim Weltcup-Finale in Saalbach einiges zuzutrauen. Schließlich ist Vinc ein Spezialist der finalen Rennen. 2022 triumphierte er beim Weltcup-Finale in Courchevel sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G. Im Vorjahr gewann er beim Finale in Andorra die Abfahrt von Soldeu.

Nur Kriechmayr kann mit den besten Abfahrern mithalten

Bei traumhaften Bedingungen zeigte sich auf der technisch nicht sehr anspruchsvollen Olympia-Piste von 1994 vom ÖSV-Aufgebot nur Kriechmayr in der Lage, mit der Elite mitzuhalten. Mit Daniel Danklmaier als 14. und Stefan Babinsky als 28. erreichten nur zwei weitere ÖSV-Abfahrer einige Weltcup-Pünktchen. Raphael Haaser (38.), Otmar Stridinger (41.), Stefan Rieser (42.), Christoph Krenn (49.) und Andreas Ploier (51.) landeten im geschlagenen Feld.

ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer platzt daraufhin der Kragen: "Unsere arrivierten Athleten bauen mit Ausnahme vom Vincent immer mehr ab und unsere Rennfahrer aus der zweiten Reihe sind 26 oder 27 Jahre alt und gehören damit auch nicht mehr zu den Jüngsten!"

Pfeifer weiß: "Wir haben im Hinblick auf die Heim-WM 2025 in Saalbach sehr viel Arbeit vor uns. Wir müssen das gut analysieren und wirklich Gas geben, damit wir da nicht ins Hintertreffen rücken und wieder den Anschluss finden."

Am Sonntag glänzte der Doppel-Weltmeister 2021 dann im Super-G von Kvitfjell mit einer überragenden Leistung in einem echten Hundertstelkrimi.

Unglaublich, aber die Top-31 des Rennens lagen bei einer Siegerzeit von 1:09,23 Minuten innerhalb einer Sekunde. Der Schweizer Joshua Mettler verpasste mit 0,99 Sekunden Rückstand als 31. einen Weltcup-Punkt.

Nicht ins Ziel, dafür aber mit dem Schrecken davon kamen beim Super-G zwei "Nachzügler".

Der 25-jährige Tscheche Jan Zabystran mit Startnummer 52 und der 20-jährige Norweger Aksel Hammer flogen bei derselben Welle spektakulär von der Piste und kamen - wie die Insta-Posts unten zeigen - ebenso wundersam wieder auf beiden Beinen zu stehen.

Ein Riesenglück, dass sich keiner der beiden bei ihren "Kunststücken" (180er und Rückwärtssalto) verletzte. Aber auch das ist bereits wieder "Schnee von gestern".



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