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Der einsame Eliasch sucht seine Freunde

Zum Winter-Ausklang ließ sich Johan Eliasch nochmal blicken - mehr verkrampft als versöhnlich. Mit seiner One-Man-Show wird der FIS-Boss nicht weit kommen.

Der einsame Eliasch sucht seine Freunde Foto: © GEPA

"Es war schon ein eigenartiger Winter", sagt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober im LAOLA1-Interview am Rande des Ski-Weltcup-Finales in Saalbach-Hinterglemm.

Und trifft es damit ganz gut auf den Punkt.

So viele Renn-Absagen wie lange nicht, Verletzungen am laufenden Band, dazu die anhaltenden Diskussionen um den Wintersport in Zeiten der Klima-Krise.

Als wäre all das nicht schon Herausforderung genug, zieht FIS-Präsident Johan Eliasch weiter seine One-Man-Show durch und bringt die großen Verbände wie den ÖSV immer weiter gegen sich auf.

"Durch die Position eines FIS-Präsidenten ruiniert er diesen Skisport", posaunte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier zuletzt im "BR24Sport"-Interview. Das Problem sei, "dass ein Mann mit seiner ganzen Art und Weise so regieren kann, dass er den Sport wirklich schädigt."

Maier spricht aus, was sich viele denken: Eliasch muss weg als Präsident. 

Ernüchterung statt Euphorie

So groß die Euphorie bei Eliasch' Amtsantritt 2021 war, so groß ist mittlerweile die Ernüchterung.

"Ich glaube, der Herr FIS-Präsident hat sich vorgestellt, dass er den Skisport revolutionieren kann. Das ist bis dato nicht gelungen. Eigentlich sind wir fast einen Schritt nach hinten gegangen. Es hat sich de facto nichts verändert", sagt Stadlober.

Die teils realitätsfremden Pläne des britisch-schwedischen Multimilliardärs gehen vor allem den großen Nationen gegen den Strich. Die Kalender-Planung für die neue Saison zieht sich zum wiederholten Mal wie ein Kaugummi, ist eines der größten Streit-Themen. 

Das erste Prestige-Projekt von Eliasch, die Rennen am Matterhorn, sind nach Totalausfällen in den ersten beiden Jahren kläglich gescheitert. Entscheidung gefallen! Matterhorn-Rennen aus Rennkalender gestrichen >>> 

Auch die geplanten FIS-Games finden wenig Freunde

Eher verkrampft als versöhnlich

Zwar soll es vor drei Wochen ein gutes Gespräch in Zürich gegeben haben, die Kommunikation zwischen dem FIS-Boss und den Vertretern der nationalen Verbände wirkt aber von Mal zu Mal verkrampfter denn versöhnlicher.

Das wurde auch beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm deutlich. Eliasch beehrte den WM-Ort am Speed-Wochenende. "Wenn's um's Preise verteilen geht, ist er da, sonst sieht man ihn nicht", war aus ÖSV-Kreisen zu hören. 

Am Samstag kam es im Zielraum zum Aufeinandertreffen von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, Generalsekretär Christian Scherer und Finanzreferent Patrick Ortlieb mit Eliasch. Das Quartett unterhielt sich nur kurz, die Mienen waren überwiegend ernst, ab und zu wurde geschmunzelt. Aus der Ferne beobachtet wirkte es eher wie Smalltalk.

Im Anschluss drehte Eliasch größtenteils einsam seine Runde im Zielraum. Er wirkte fast wie ein eingeschüchtertes Kind, das Freunde sucht.

Begehrt die Bubble bald auf?

Ob das auch daran liegt, dass die großen Nationen mit der Gründung des Europäischen Ski- und Snowboard-Verbandes (FESA) – als Nachfolger der "Organisation der Alpenländer-Skiverbände" – zuletzt ein eindeutiges Zeichen des Zusammenhalts gesetzt haben?

Ein Austritt aus der FIS und die Gründung einer eigenen Rennserie steht für Stadlober, die auch der FESA als Präsidentin vorsteht, aktuell zwar noch nicht zur Debatte, die ÖSV-Chefin sagt aber klipp und klar: "Der Skisport ist eine relativ kleine Bubble. Es muss einmal was weitergehen und nicht immer zwischendurch Mails von der FIS geben, wo man glaubt, wir sind wieder verkehrt unterwegs. Aber wenn es halt nicht geht, dann muss man sich natürlich was überlegen."

Überlegen sollte sich auch Johan Eliasch was, will er die großen Ski-Nationen just im Jahr des 100-jährigen Bestehens der FIS nicht noch mehr gegen sich aufbringen. Mit seiner One-Man-Show wird er nicht weit kommen.

Es ist ohnehin schon genug Zeit verstrichen, in der gegeneinander statt miteinander an der Zukunft des Skisports gearbeitet wurde.

Denn auch die kommenden Winter könnten so "eigenartig" wie dieser werden...

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