Die Vorfreude auf die Monate, in denen die österreichische Seele besonders lebendig wird, steigt: Man träumt von verschneiten Hängen und dem Geräusch von Skistiefeln, das durch die klare Bergluft hallt.
Während die Temperaturen in den nächsten Wochen sukzessive sinken, rüstet sich auch der österreichische Skilehrerverband für die Wintersaison und blickt mit einer frischen Perspektive auf die Kunst des Skifahrens.
Im Zentrum der Überlegungen steht dabei, die begeisternden Aspekte beim Skifahren wieder stärker hervorzuheben: den Erlebnisfaktor, die lockere Bewegung, das Freiheitsgefühl ― kurz: die pure Lebensfreude auf zwei Brettern.
Im Zuge dessen wird nun in den Skischulen das Streben nach der perfekt geschnittenen Kurve nicht mehr als unverrückbares Ideal angesehen. Vielmehr legt man die Aufmerksamkeit auf eine elegantere Fahrweise: den Schönskilauf.
Diese Akzentuierung eines genuss- und gefühlvollen Skifahrens prägt mittlerweile zunehmend das Bild auf den Pisten und ist zum zeitgeistigen Markenzeichen der österreichischen Skischulen avanciert.
Alles ist immer im Fluss
Dass sich der Freizeit-Skisport stetig wandelt und weiterentwickelt, ist hinlänglich bekannt. Das liegt einerseits am ständig verbesserten Material, anderseits aber auch an den Inhalten, die in den Skikursen vermittelt werden.
Vor einigen Jahren noch lag der Fokus fast ausschließlich auf dem Erlernen eines messerscharfen Carvingschwungs – für Skilehrer genauso wie für ambitionierte Freizeit-Skifahrer.
Die makellos hineingezirkelte Kurve war die große Herausforderung, die es zu meistern galt, wenn man ein Pistenheld sein wollte. Nur das Carven wurde als "ultimatives Skierlebnis" angesehen.
Der Großteil der Wintersportler war deshalb der Ansicht, bloß damit könne man sich richtig fallenlassen und die Geschwindigkeit spüren – schlicht: genießen.
Allerdings war das Resultat dieses Eifers sehr oft, dass Skifahrer in aller Welt verbissen daran arbeiteten, so nahe wie möglich an dieses eine Ideal heranzukommen.
Nicht selten wurden dafür auch Risiken in Kauf genommen, denn wirkliches Carven funktioniert erst ab einer gewissen Geschwindigkeit.
Das ist ja in Ordnung, wenn man allein auf einer breiten und übersichtlichen Piste unterwegs ist. Aber in der Praxis sah es zumeist so aus, dass sich auf viel zu wenig Raum viel zu viele unkontrollierte Skifahrer tummelten, die noch dazu viel zu schnell unterwegs waren.
Dass der Genuss dabei auf der Strecke bleibt, ist nur logisch. Denn es ist alles andere als ein gutes Gefühl, wenn man merkt, dass man die eigenen Bewegungen nicht mehr richtig kontrollieren kann.
Aber ebenso verstörend ist es, wenn die Nebenfrau oder der Nebenmann auf der Piste die Fahrlinie nicht mehr halten und bei Gefahrensituationen nicht rechtzeitig abbremsen kann.
Das neue Ideal
Diese eben beschriebenen Herausforderungen hat der österreichische Skilehrerverband erkannt und – wie schon oft in der Geschichte des Skisports – eine Vorreiterrolle eingenommen.
Es geht im modernen Skiunterricht jetzt nicht mehr nur um rasches Umkanten und Schneiden der Schwünge, sondern vielmehr um elegantes, sicheres Skifahren und um den Genuss im Schnee sowie in der Natur. Diese neuen Aspekte werden unter dem Begriff "Schönskilauf" zusammengefasst.
Charakteristisch dafür sind eine schmälere Skiführung, eine genuss- und gefühlvolle Fahrweise sowie natürliche und ökonomische Bewegungen.
Diese Fokussierung auf stilistische und emotionale Elemente hat auch einen wesentlichen Einfluss auf den Alltag in den österreichischen Skischulen, wo sich der Schönskilauf mittlerweile zum Markenzeichen etabliert hat.
Nach dem alten Lehrplan waren bereits Anfänger damit konfrontiert, dass sie das Carven, das man auch als "gut gesteuertes Kurvenfahren" bezeichnet, in Grundzügen erlernen. Mit Fortgeschrittenen wurde es weiter geübt und versucht, zu perfektionieren.
Im aktuellen österreichischen Skilehrplan findet das "geschnittene Skifahren entlang der Taillierung der Ski" erst im "schwarzen Bereich" Anwendung.
So nennt sich die Stufe für sehr gute Skifahrer. Das Beste an all diesen Änderungen und Erweiterungen: Der Umstieg auf die neue Technik ist gar nicht schwer, wenn man sich vom Skilehrer helfen lässt. Die Devise kann aus Sicht der heimischen Skischulen nur lauten: Raus auf die Piste – aber sicher und elegant!
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