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Faszination Nachtrennen! Wenn Skifahrer auf Tischen schlafen

Nightrace-Doppel in Schladming! Das ist das Besondere an den Rennen bei Flutlicht.

Faszination Nachtrennen! Wenn Skifahrer auf Tischen schlafen Foto: © GEPA

Die einen lieben sie, die anderen mögen sie nicht so gerne: Nachtrennen.

In Schladming stehen mit dem Slalom am Dienstag und dem Riesentorlauf am Mittwoch (jeweils ab 17:45 Uhr im LIVE-Ticker) gleich zwei davon auf dem Programm.

Im Lager der ÖSV-Techniker ist man gespalten, was die Flutlicht-Rennen angeht.

"Ich bin ein Spätaufsteher, Nachtrennen liegen mir im Allgemeinen sehr", sagt Manuel Feller.

"Mir ist es lieber, wenn ich in der Früh aufstehe und gleich loslegen kann. Die Warterei untertags ist ein bisschen mühsam", meint hingegen Michael Matt.

Ein Nickerchen zwischen den Durchgängen

Während die Athleten bei "normalen" Rennen am Tag 8 bis 9 Stunden beschäftigt sind, dauert ein Arbeitstag bei einem Nightrace länger.

"Man kann ein bisschen länger schlafen, dann kommt das Aktivieren. Am Nachmittag zwischen 14 und 15 Uhr gehen wir zum Einfahren auf die Reiteralm, danach ist die Besichtigung am Rennhang und dann bereitet man sich eh schon auf den Start vor", schildert Fabio Gstrein den Ablauf bei einem Nachtrennen. "Das sind lange Tage."

So lange Tage, dass der eine oder andere zwischendurch mal ein Nickerchen einlegt.

"In Garmisch habe ich das auch gemacht", erzählt Matt. Gerade an langen Tagen sei es wichtig, mit der Energie hauszuhalten und fokussiert zu bleiben. "Ein richtiges Bett gibt es in den Aufenthaltsräumen nicht, aber dann legt man sich halt kurz auf dem Tisch hin", schmunzelt der Tiroler.

Das große Plus von Nachtrennen

Schladming ist für die Männer nach Madonna di Campiglio und Garmisch-Partenkirchen bereits der dritte Nachtslalom in dieser Saison. Der Riesentorlauf bei Flutlicht auf der Planai wird hingegen eine Premiere im Weltcup.

Apropos Flutlicht: Das künstliche Licht sehen alle ÖSV-Athleten gern.

"Die Sichtverhältnisse sind am Abend um einiges besser als am Tag, weil das Flutlicht die Piste brutal gut ausleuchtet. Das kann Sonnenlicht gar nicht so gut machen", erklärt Gstrein.

Matt spricht wie Marco Schwarz den Fairness-Faktor an: "Es hat jeder die gleichen Lichtverhältnisse, von dem her macht es die Rennen sehr fair." Unterschiede in der Wahrnehmung während des Laufs gibt es durch die Dunkelheit und das künstliche Licht den Rennläufern zufolge nicht.

Im Gegensatz zum Slalom sind die Riesentorläufer mit weit höherem Tempo unterwegs, Sicherheitsrisiko ortet ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer bei Flutlicht aber keines. "Schladming ist so gut ausgeleuchtet. Da fahren wir bei Tag Rennen mit einer viel schlechteren Bodensicht oder Nebel."

Und noch ein Plus – oder in dem Fall eher Minus – gibt es bei Nachtrennen. "Richtung Abend hin fallen die Temperaturen, dann ist auch die Piste meistens dementsprechend gut", sagt Matt.

Das ganz besondere Flair bei Nachtrennen

Zwar sind die Temperaturen bei Nachtrennen oft eisig, dafür geht es auf und neben der Strecke meist heiß her.

"Es ist schon immer eine spezielle Stimmung. Ein Nachtrennen hat ein bestimmtes Flair und mit der Atmoshphäre hier in Schladming ist es richtig cool", sagt Pertl.

Feller weiß aus eigener Erfahrung: "Wenn du um 21:30 Uhr oben am Start stehst, dann hat das einen ganz eigenes Flair."

In Schladming wartet auf die Rennläufer am Dienstag ein "Hexenkessel", nach zwei Jahren Pandemie mit keinen (2021) oder nur wenigen Zuschauern (2022) werden an den kommenden zwei Tagen rund 50.000 Fans erwartet.  

"Das macht das Spektakel mit der Atmosphäre einfach aus. Es sind super Veranstaltungen und Rennen, die der Skisport braucht und wo jeder gern hingeht. Es ist supercool, dass wir auch eine Nacht-Riesentorlauf-Premiere haben. Ich glaube, das wird ein Riesenspektakel, der Hang gibt auch sehr viel her", sagt ÖSV-Cheftrainer Pfeifer.  

Auch die Athleten freuen sich auf den für viele ersten Riesentorlauf bei Flutlicht im Weltcup. "Es ist schon eine besondere Vorfreude, ein Nacht-Riesentorlauf ist sehr cool. Endlich findet sowas auch mal statt", meint Schwarz.

Ein Plädoyer für mehr Nachtrennen

Pfeifer sieht im Schladming-Doppel eine Chance für die Zukunft, die FIS sollte seiner Meinung nach mehr Nachtrennen andenken. "Für Vermarktung und TV wäre das super."

Auch einige seiner Athleten würden gerne mehr Nachtrennen bestreiten. "Das wäre für den Slalom-Sport nicht schlecht. Es gibt viele Fans, die gerne Skirennen schauen, aber selbst Skifahren gehen. Dann ist es schwierig mit Rennen untertags. Zuschauer hast du am Abend viel mehr", gibt Gstrein zu bedenken.

Die besondere Atmosphäre bei Nacht, dazu ein Meer an Fans - das macht ein Nightrace wie in Schladming aus.

In einem sind sich daher alle einig: Die Vorfreude auf die Nachtrennen ist riesig.

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