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Der brandgefährliche ÖSV-Außenseiter in der WM-Abfahrt

Fünf Österreicher kämpfen in der WM-Abfahrt um Edelmetall. Einer muss fast eine Medaille holen, ein anderer könnte überraschen.

Der brandgefährliche ÖSV-Außenseiter in der WM-Abfahrt Foto: © GEPA

Geht Österreichs Medaillen-Serie am Sonntag weiter?

In den vergangenen drei WM-Abfahrten gab es jeweils eine Medaille für einen Österreicher: Max Franz eroberte 2017 in St. Moritz Bronze, Vincent Kriechmayr gelang das zwei Jahre später in Aare. 2021 in Cortina d’Ampezzo kürte sich der Oberösterreicher zum Weltmeister.

Kriechmayr ist es auch, der das ÖSV-Aufgebot in der Abfahrt in Courchevel am Sonntag (11 Uhr im LIVE-Ticker) im Kampf um Edelmetall gegen die internationalen Topstars wie Aleksander Aamodt Kilde oder Marco Odermatt anführt.

Doch wie stehen die Chancen auf eine rot-weiß-rote Medaille in der Königsdisziplin? LAOLA1 nimmt die fünf ÖSV-Starter unter die Lupe:

Medaillenspiegel der Ski-WM 2023>>>

Vincent Kriechmayr: Der Titelverteidiger

Vincent Kriechmayr: Der Titelverteidiger
Vincent Kriechmayr holte 2021 Gold in Abfahrt und Super-G
Foto: © GEPA

Österreichs heißestes Eisen auf der "L'Eclipse" ist Vincent Kriechmayr. Der Titelverteidiger ist neben Aleksander Aamodt Kilde der einzige, der in dieser Saison in der Abfahrt gewonnen hat und das gleich drei Mal - in Gröden, Bormio und Kitzbühel. Bei diesen Fakten ist eine Medaille fast vorprogrammiert. 

Dass ihm die Strecke in Courchevel liegt, hat der 31-Jährige beim Weltcup-Finale im Vorjahr bewiesen, als er den Super-G und die Abfahrt gewann. Im Super-G am Donnerstag belegte er nach einer nicht fehlerfreien Fahrt Platz zwölf.

"Grundsätzlich ist es eine lässige Abfahrt, auch voll zum Riskieren", sagt Kriechmayr, der aber gewohnt tiefstapelt. "Der Schnee ist sehr angenehm zum Fahren. Da werden sich einige sehr wohlfühlen. Ich fühle mich auch sehr wohl auf dem Schnee, auch wenn ich es gern ein bisschen eisiger hätte. Ich glaube, dass die Abfahrt eine ziemlich enge Partie wird."

ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl hat Kriechmayr dennoch ganz oben auf der Rechnung. "Wir haben mit dem 'Vinc' sicher einen Topfavoriten mit dabei - auch wenn die Konkurrenz sehr stark ist. Er hat im Super-G leider Fehler gemacht, das wird er versuchen gutzumachen. Er wird um die Medaillen mitreden." Alles andere als Edelmetall für Kriechmayr wäre auch eine Enttäuschung. 

Mit neuerlichem Gold würde Kriechmayr Geschichte schreiben >>>

 

Daniel Hemetsberger: Komme, was wolle

Der Oberösterreicher ist im dezimierten ÖSV-Abfahrtsteam hinter Kriechmayr auf dem Papier die Nummer zwei. In Lake Louise stand er zu Saisonbeginn als Zweiter auf dem Podest, danach war es ergebnistechnisch ein Auf und Ab.

Mit Platz acht in der zweiten Abfahrt in Kitzbühel zeigte die Formkurve wieder nach oben, Hemetsberger zog sich aber auch ein Knochenmarködem im Knie zu. In Courchevel hatte er damit bisher keine Probleme, viel mehr spielten dem 31-Jährigen bei seinem WM-Debüt im Super-G (14.) die Nerven einen Streich. Denn im Hinterkopf spukt bei Hemetsberger die Möglichkeit einer Medaille herum, wenn bei ihm alles aufgeht.

Die "L'Eclipse" ist ganz nach seinem Geschmack, der Untergrund eher weniger. "Es gefällt mir echt gut. Wir haben es ja beim Finale im Vorjahr auch schon einmal fahren dürfen. Es ist eine ziemlich eigenständige Partie. Ich würde es mit nichts vergleichen", sagt er über die WM-Strecke. Der Schnee sei vergleichbar mit jenem in Nordamerika. "Es ist eher gegen das, was ich normal gern habe, aber es sollte schon passen."

Hemetsberger verspricht vor der Abfahrt, die Ski "ja nicht anzustellen" - wie teilweise im Super-G. "Und zwar komme, was wolle. Das kann ich euch versprechen." Geht alles auf, kann es für Hemetsberger weit nach vorne gehen. 

Marco Schwarz: Der brandgefährliche Außenseiter

Marco Schwarz: Der brandgefährliche Außenseiter
Kann Marco Schwarz in der Abfahrt überraschen?
Foto: © GEPA

Eine einzige Spezial-Abfahrt hat Marco Schwarz im Weltcup erst bestritten. Im Jänner gab der Kärntner am Lauberhorn in Wengen sein Debüt und überraschte mit Platz sechs.

Die Speed-Form des ÖSV-Allrounders zeigt trotz des Monster-Programms in den vergangen Wochen steil nach oben. Das zeigte sich nicht nur in der WM-Kombination, wo Schwarz trotz eines Fehlers im Slalom Silber holte. Auch im Spezial-Super-G war eine Medaille im Bereich des Möglichen, wäre nicht auch da der Fast-Ausfall kurz vor dem Ziel gewesen.

Letztlich wurde es der gute sechste Platz, der erneut gezeigt hat, dass sich Schwarz in Frankreich wohl fühlt. "Es macht irrsinnig viel Spaß. Es fühlt sich auch fein an vom Material, das ist sehr wichtig da herunter. Der Hang hat mir jetzt bei jedem Mal runterfahren mehr getaugt", sagt der 27-Jährige.  

Für die große Überraschung sorgt Schwarz am Samstag, als er im Abschluss-Training mit Startnummer 31 allen um die Ohren fährt und sich mit 0,66 Sekunden Vorsprung auf den Kanadier Brodie Seger die Bestzeit holt.

"Es war nicht letzter Zacken, aber die gewissen Passagen habe ich schon auf Druck genommen, die ich mir vorgenommen habe", sagt Schwarz. Zudem hatte er einen kleinen Fehler im oberen Abschnitt. "Oben ist sicher noch ein bisschen Zeit drinnen."

Das ist definitiv eine Kampfansage für Sonntag! Eine Medaille wäre keine Sensation, aber eine Überraschung. Diese ist Schwarz durchaus zuzutrauen.

"Ich werde es ganz entspannt anlegen", betont Schwarz, der sich weiterhin als Außenseiter sieht.

 

Otmar Striedinger: Alles über den Haufen geschmissen

Der Kärntner ist neben Kriechmayr und Hemetsberger einer der Routiniers im ÖSV-Team. Striedinger hat in seiner Karriere schon 90 Weltcup-Abfahrten bestritten. In dieser Saison war ein sechster Platz in der zweiten Kitzbühel-Abfahrt sein bisher bestes Ergebnis, der Anschluss an die absolute Weltspitze ist dem 31-jährigen auch in diesem Winter nicht gelungen.

Die Abfahrt am Sonntag ist Striedingers einziger Auftritt bei dieser WM. Diese nimmt er recht entspannt in Angriff.

"Ich möchte einfach ein lockeres Rennen fahren, so wie in jedem Weltcup-Rennen", sagt Striedinger. "Was am Ende des Tages rausschaut - wenn ich das wissen würde, wäre ich ein Wahrsager."

Die Steigerung im letzten Abfahrts-Training in Courchevel (14.) stimmt ihn jedenfalls positiv für das Rennen. "Wir haben nach den zwei ersten Trainings alles über den Haufen gehaut und haben anscheinend einen ganz guten Griff gemacht." Die Top 10 sollten das Ziel sein, für weiter vorne wird es wohl schwierig. 

 

Stefan Babinsky: Erfahrung sammeln

Seinen erst dritten Auftritt bei einer WM hat am Sonntag Stefan Babinsky. Nach dem Ausfall im Kombinations-Slalom erreichte er mit Platz 15 im Super-G ein Ergebnis, das im Weltcup achtbar wäre.

In der Abfahrt hat der 26-Jährige in diesem Winter einen 22. Platz in Gröden als bestes Ergebnis zu Buche stehen. Für den Steirer heißt es in erster Linie, Erfahrungen bei einem Großereignis zu sammeln. 

"Es sind sehr viele gute Sachen dabei. Wenn ich meine Sachen mache, dann weiß ich, dass ich vorne mitfahren kann", sagte Babinsky nach dem Super-G. Ein Platz in den Top 15 ist sicher erneut im Bereich des Möglichen.


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