NEWS

Ski-Star Kilde: "Ich dachte, ich bin unzerstörbar"

21 Monate nach seinem verheerenden Sturz steht Aleksander Aamodt Kilde vor dem Comeback. Wie nahe er dem Karriereende war und was er sich jetzt zutraut:

Ski-Star Kilde: "Ich dachte, ich bin unzerstörbar" Foto: © GEPA

Es war ein sonniger Wintertag im Jänner 2024, als einer der dominierenden Speedfahrer des Weltcups das berühmte Lauberhorn in Wengen hinunterjagte. Aleksander Aamodt Kilde war angriffslustig, schnell. Dann – kurz vor dem Ziel – dieser Sturz, der sofort anders wirkte als viele zuvor. Kilde krachte mit voller Wucht in die Fangnetze.

Dabei schlitzte sich der Norweger seinen Unterschenkel auf, hinzu kam eine komplexe Schulterverletzung. Was folgte, waren fünf Operationen, viele Monate der Rehabilitation und ein schmerzvoller Weg zurück. Bei einer Sepsis infolge einer Infektion in der Schulter stand die Lage Spitz auf Knopf. 

21 lange Monate nach dem Sturz ist Kildes Comeback im Ski-Weltcup endlich in Sicht. Im August schnallte er im Vorbereitungs-Camp in Chile wieder die Skier an, im Dezember in Beaver Creek will der 33-Jährige wieder im Starthaus stehen.

"Ich bin noch nicht fertig, ich kann noch mehrere Jahre fahren", sagt ein vor Motivation strotzender Kilde bei einem Medientermin seines Ausrüsters Atomic in Salzburg.

Kilde: "Ich möchte wieder gewinnen"

Trotz der langen Verletzungspause steckt sich der Gewinner von 21 Weltcup-Rennen hohe Ziele. "Ich hoffe, dass ich wieder so Skifahren kann wie vor der Verletzung. Ich möchte gerne schnell sein und auch gewinnen, aber ich kann das nicht erwarten."

Kilde stellt sich auch nach seiner Rückkehr auf eine Geduldsprobe ein. "Es könnte sein, dass es am Anfang richtig schlimm ist und ich fünf Sekunden hinten bin, aber ich gebe nicht auf."

Aufgeben – daran dachte Kilde nach seinem Horror-Sturz offen. "Ich habe meinen Eltern im Krankenhaus gesagt, ich bin fertig mit der Abfahrt." Ein paar Monate später habe sich seine Meinung aber geändert.

"Es gab Momente, in denen ich gedacht habe, das wird nicht funktionieren. Und es gab Momente, in denen ich gedacht habe, es ist machbar", so Kilde. Aufgeben war somit letztlich keine Option.

"Ich dachte nicht, ich sei unbesiegbar, aber ich dachte, ich bin unzerstörbar."

Aleksander Aamodt Kilde

Körperlich sieht er sich aktuell bei 80 Prozent, der Bewegungsumfang der Schulter ist noch eingeschränkt. Mental fühlt er sich bereit für eine Rückkehr auf herausfordernde Speed-Strecken. Ob das wirklich so ist, werde man erst sehen, wenn er sich dann tatsächlich aus dem Starthaus katapultiert.

Kilde verspricht hundertprozentigen Einsatz, wohl mit ein bisschen weniger Risiko. Ob er dann schnell genug ist, um am Anschlag fahrende Leute wie Marco Odermatt oder Franjo von Allmen zu biegen? "Das wird sicher schwierig - aber nicht unmöglich."

Am Ende des Tages sind es aber ohnehin nicht die Hundertstel, die zählen, sondern die Gesundheit. Wie schmal der Grat zwischen Triumph und Tragödie im Skisport sein kann, wurde einem in den vergangenen Monaten leider viel zu oft vor Augen geführt.

"Ich dachte nicht, ich sei unbesiegbar, aber ich dachte, ich bin unzerstörbar", sagt Kilde rückblickend auf die Zeit vor seinem verhängnisvollen Sturz.

Kilde über Shiffrin: "Sie kommt der Perfektion nahe"

Nun blickt er demütig auf die vergangenen schwierigen Monate zurück und kann der Zeit sogar etwas Positives abgewinnen. "Es gibt im Leben eben nicht nur schöne Tage. Aber mit jeder Challenge kommen auch schöne Sachen", sagt Kilde.

Er habe erstmals seit zehn Jahren Weihnachten wieder mit seiner Familie in Norwegen verbracht, die ihn von Beginn seiner Karriere an, aber besonders in den vergangenen beiden Jahren, unterstützt und ihm ein positives Mindset vermittelt hat.

Und dann wäre da natürlich auch noch Mikaela Shiffrin. Seit eineinhalb Jahren ist das Ski-Traumpaar verlobt, die US-Amerikanerin wich vor allem in der Zeit unmittelbar nach dem Sturz nicht von Kildes Seite.

Als "Anker" und "Motivatorin" beschreibt der in Innsbruck lebende Norweger Shiffrin. Kilde sagt: "Niemand ist als Mensch perfekt, aber sie kommt der Perfektion nahe."


Die Sommerbilder der Ski-Stars

Kommentare