Lamparter: "Glaube schon, dass ich eine Rechnung offen habe"
Für den Tiroler ist Olympia 2026 das oberste Ziel. Wer tritt in die Fußstapfen von Jarl Magnus Riiber?
Für die nordischen Kombinierer steht eine Olympia- und damit eine sehr besondere Saison bevor.
Im Frühjahr wird über die Zukunft der Sportart im Zeichen der Fünf Ringe entschieden, zumindest die Männer sind bei den Spielen in Mailand und Cortina noch dabei.
Johannes Lamparter will diese Chance nutzen, nachdem er in Peking 2022 bei zwei vierten Plätzen ohne Medaille geblieben war. Der Tiroler geht routinierter und reifer an die Sache heran, auch lockerer als vor vier Jahren.
Peking als "große Enttäschung"
Damals war er als Gesamtweltcup-Führender nach China gereist, zudem war bald danach Jarl-Magnus Riiber wegen Corona außer Gefecht.
"Es war nicht einfach, damit umzugehen. Das gebe ich offen und ehrlich zu und ich habe mir selber den großen Druck gemacht", erklärte Lamparter bei einem Salzburger Medientermin. "Es hat nicht ganz funktioniert. Es ist kein Geheimnis, dass Peking eine große Enttäuschung war. Zweimal Vierter bei Olympischen Spielen werden, will ich kein zweites Mal. Ich glaube schon, dass ich eine Rechnung offen habe."
Daher habe er alles daran gesetzt, um schon beim Weltcup-Auftakt in der letzten November-Woche in Ruka in einem Topzustand zu sein.
"Natürlich ist aber alles auf die Spiele ausgerichtet, ich will dort erfolgreich sein. Das wollte ich aber 2022 auch. Es ist ein Ziel, aber es gibt auch andere Sachen, wo man gerne vorne dabei ist." Eben im Weltcup, in dem es vor den Spielen an sieben und nachher an drei Destinationen um Podestplätze geht. Lamparter hat die Saison 2024/25 im März in Lahti mit einem Doppelschlag äußerst erfolgreich beendet.
Ohne Riiber Suche nach neuer Rangordnung
Der eine Woche davor in Oslo in die Kombi-Pension gegangene Riiber war da nicht mehr dabei. Ohne den über Jahre vorangelegenen Norweger wird auch eine neue Rangordnung gesucht.
Lamparter gelang 2023 der Weltcup-Gesamtsieg, und er war auch sonst meist entweder "Kronprinz" oder bester Österreicher. In der vergangenen Saison wurde der seit 8. November 24-Jährige hinter dem Deutschen Vinzenz Geiger und Riiber Gesamtdritter, mit nun 17 Weltcupsiegen fehlen dem ÖSV-Star noch sechs Erfolge auf den rot-weiß-roten Rekordhalter Felix Gottwald.
Einen automatischen Riiber-Nachfolger sieht Lamparter in sich nicht. "Es ist nicht automatisch der Thronfolger, der das macht. Riiber war der König unserer Sportart, er hat das auf ein anderes Level gesetzt. Aber natürlich sind da andere Leute auch da, auch aus dem eigenen Team."
Winterspiele in einem "neuen" Setting
Allen voran ist Stefan Rettenegger zu nennen, zweifacher Sieger im Sommer-Grand-Prix – u. a. auf der Olympia-Anlage in Predazzo – und 2023/24 hinter Riiber und vor Lamparter Gesamtweltcup-Zweiter. Lamparter hob auch dessen Bruder Thomas Rettenegger hervor: "Der hupft wahnsinnig gut."
Sie alle müssen aber erst ihr Olympia-Ticket lösen – für Winterspiele, die sich aus Lamparters Sicht stark von den vergangenen drei unterscheiden.
"Das sind Spiele fast vor der Haustüre. Aber was mir am meisten taugt, dass wir ziemlich sicher im Sommer 2026 da einen Trainingskurs haben und hoffentlich wieder einen Weltcup dort haben. Peking, Sotschi, Pyeongchang – die sieht kein Mensch mehr. Wenn ich vielleicht erfolgreiche Spiele 2026 habe und ich fahre 2028 wieder hin, denke ich mir: geil, gute Erinnerungen habe ich da. Deswegen ist es ein bisschen etwas Anderes."