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Beim Jubiläum war der "weisse Rausch" eine "graue Bestie"

Nebel, Wind, eine eisige Buckelpiste und ein steiler Aufstieg am Start! Das 25. Kult-Skirennen "weisser Rausch" in St. Anton ist eines für die Geschichtsbücher.

Beim Jubiläum war der Foto: © Patrick Säly

"Alles neu" für die 555 Starterinnen und Starter aus 22 Nationen beim wohl härtesten Abfahrtsrennen der Alpen. Der "weisse Rausch" erweist sich 2024 wetterbedingt als erbarmungsloser den je. Dafür sorgt auch die aufgrund der Bedingungen kurzfristig geänderte Streckeführung.

Bei der 25. Auflage des Kult-Rennens herrschte jedenfalls Dramatik pur. Die verschärften Zutaten für die Jubiläumsveranstaltungen waren in jedem Fall Neuschneemengen und eine Nebelsuppe.

Dieter Bischof, der Sieger von 2022, und die Vorjahreszweite Regina Wintersteller setzten sich am Ende die Krone auf und sorgten für einen rot-weiß-roten Doppelsieg.

Jede Menge Drama prägten den kultigen Ski-Wahnsinn am Arlberg – bei extrem herausfordernden Wetter- und Pistenverhältnissen ließ "Der weisse Rausch" heuer keine Gnade walten und war nichts für Schönwetter-Skifahrer.

Der April macht, was er will. Heuer ganz besonders. Auch im Tiroler Ski-WM-Ort St. Anton. Die Rennkarten für die 555 Athlet:innen wurden jedenfalls gänzlich neu gemischt.

Wie immer aber galt auch bei der 25. Auflage nur eine Regel: Wer später bremst, ist länger schnell.

Zuerst den Berg hinauf laufen, dann hinunter brettern

Zuerst den Berg hinauf laufen, dann hinunter brettern
Foto: © Patrick Säly

Wie gewohnt herrschte auch 2024 ein gigantisches Getümmel am Start, der in diesem Jahr unter neuen, unberechenbaren Vorzeichen stand. Nach 25 Jahren startete "Der weisse Rausch" erstmals nicht auf der 2.645 Meter hohen Valluga, sondern am Galzig (2.185 m).

Eine Premiere zum Saisonfinale, die es mächtig in sich hatte, denn von der ersten Sekunde an war ordentlich Schmalz in den Oberschenkel gefragt.

Wo die Brettl-Artisten sonst wie Pfeile aneinander vorbei in Richtung Tal schießen, ging es am heuer im Laufschritt 300 Meter bergauf in Richtung Galzig-Gipfel – eine unglaublich harte, schweißtreibende Challenge, die dem sonst so gefürchteten "Schmerzensberg" kurz nach dem Massenstart in Nichts nachstand.

Auf den Anstieg folgte schließlich die erste Abfahrt – und sogleich das erste Duell, in dem der bis dahin führende Deutsche Jochen Riexinger gegen Dieter Bischof das Nachsehen hatte.

Nahezu im totalen Blindflug steuerte Bischof auf die gefürchtete Kandahar-Abfahrt zu – selbst die vielen Kameras hatten ob des extremen Nebels mit Sichtproblemen zu kämpfen.

Normalerweise ist die Kandahar eine plattgewalzte Piste, doch beim "weissen Rausch" verwandelt sie sich in ein erbarmungsloses Ungeheuer.

Die Adrenalin-Junkies bretterten im Vollspeed über ein schier endloses Meer aus in Pulverschnee gehüllte, hüfthohe Eisbuckeln.

Im Zielgelände hieß es dann: Skier abschnallen und nochmals "auffi aufn Berg" – die riesigen Schneegebilde zogen den Athleten die restlichen Energiereserven aus dem Körper, ehe sie sich mit letzter Kraft ins Ziel schleppten.

Dauergast Dieter Bischof ließ die Konkurrenz hinter sich

Dauergast Dieter Bischof ließ die Konkurrenz hinter sich
Foto: © Patrick Säly

"Weisser Rausch"-Dauergast Dieter Bischof überwand den Höllenritt in 8:43,38 Minuten und verwies die Deutschen Clemens Schenk und Jochen Riexinger auf die Ehrenplätze.

Für den Vorarlberger war es nach 2022 der bereits zweite Sieg – ein "unbeschreibliches Gefühl", wie er sagt: "Die neue Strecke war mindestens so intensiv und anstrengend wie das Original, ich musste eine ganz andere Taktik fahren als sonst, immerhin war der Aufstieg zu Beginn mehr als dreimal so lang wie üblich. Bei diesem speziellen Rennen jetzt wieder zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel und macht mich unglaublich stolz", freut sich Bischof.

Ein Sieg mit Ansage

Bei den Frauen hatte Regina Wintersteller beim Überschreiten der Ziellinie noch Armschmalz genug, die Skier triumphierend in die Höhe zu strecken. Die gebürtige Salzburgerin und erfahrene Ski-Guide gewann das irre Rennen in 11:14,43 Minuten vor der Schweizerin Tanja Betschart und der Deutschen Pia Witte.

Wintersteller - im Vorjahr hervorragende Zweite - hatte schon kurz vor dem Start selbstbewusst angekündigt, sich in diesem Jahr den Sieg holen zu wollen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Die Bedingungen sollten noch um einiges härter werden als 2023.

"Die steile Laufstrecke zu Beginn war echt heftig, die Kandahar mit den steinharten Tiefschnee-Buckeln extrem”, sagt die ausgebildete Skilehrerin und Wahl-Tirolerin über ihre dritte Erfahrung beim "weissen Rausch".

Die Kleinsten ganz groß

Und auch für den Nachwuchs ist beim Kult-Skirennen auf jeden Fall gesorgt. Das bewiesen jene 50 Mädchen und Burschen aus den Jahrgängen 2008 bis 2013, die sich vor dem Rennen der Großen im Rahmen des Mini-Bewerbes in Szene setzten.

Bei den Burschen siegte der Vorarlberger Matheo Dohr (2008) mit einer Zeit von 2:17 Minuten, bei den Mädchen gewann die Schweizerin Alissa Blattmann (2008) in 2:47 Minuten.

Erbarmungsloser den je! Pics vom Kult-Skirennen in St. Anton

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