Wir haben uns unter Insidern umgehört, welche Möglichkeiten diese virtuellen, dreidimensionalen, interaktiven Welten für den Wintersport auftischen.
Dies ist der Auftakt zu einer mehrteiligen Serie zum Thema. In Folge 1 beschäftigen wir uns mit den Hintergründen, was das Metaverse überhaupt ist.
Wer schon vor Mitte der 1990er-Jahre mit dem "Internet" in Kontakt war, weiß noch, dass deshalb in der breiten Masse keine Ekstase-Stürme ausbrachen.
Für einen Eindruck zur damaligen digitalen Welt reicht eine Google-Suche nach der einst trendigen "Apple Website 1994". Mittlerweile ist klar, dass das Internet kam, um nie mehr zu gehen – zumindest, solange es Strom gibt. Ob wir das in 15 Jahren auch vom Metaverse sagen werden?
Was ist das denn überhaupt?
Der Begriff selbst wurde 1992 von Science-Fiction-Autor Neal Stephenson für seinen Roman "Snow Crash" kreiert.
Dabei beschreibt er "einen auf virtueller Realität basierenden Nachfolger des Internets" – was, im Nachhinein betrachtet, mega-visionär ist, weil er in dem Buch auch noch den Begriff "Avatar" als digitales Abbild oder Fantasiewesen "erfunden" hat.
Die heute landläufige Definition des Metaverse lautet: "ein digitaler Raum, der durch das Zusammenwirken virtueller, erweiterter und physischer Realität entsteht".
"In der Praxis gibt es das Metaverse nicht, sondern viele unterschiedliche Versuche, wie man virtuelle Welten dreidimensional erlebbar macht", erklärt Gilberto Loacker, Chairman der Alturos Destinations AG und Kopf der digitalen Tourismus-Plattform Skiline®.
"In erster Linie ist es also ein Überbegriff, ein Hype-Wort, das von Mark Zuckerberg aufgegriffen wurde – was das Ganze natürlich voranbringen kann."
Denn neben Facebook (dessen Mutterkonzern nicht zufällig in Meta umbenannt wurde) basteln auch Microsoft, Amazon, Google oder Computerspiel-Firmen wie Epic Games (bekannt für Fortnite) an eigenen Metaversen oder kaufen entsprechende Entwickler auf. Die bekanntesten Plattformen zurzeit heißen Roblox, The Sandbox oder Decentraland.
VR-Brillen als Next Step
Loacker war von 1998 bis 2003 als Co-Founder von Start-ups im Silicon Valley tätig und experimentiert seither mit Virtual und Augmented Reality (sprich: VR und AR, also virtueller und erweiterter Realität).
"Wir haben schon vor zehn Jahren VR- und AR-Games entwickelt, aber diese waren nicht marktreif und nicht für unseren Zweck geeignet." Er meint damit den Nutzen für Skiline® (mit Hauptsitz in Klagenfurt), das heute die größte Wintersport Community der Welt darstellt und in mehr als 350 Skigebieten Features wie Höhenmeterservice, Skimovie, Speedcheck oder Photopoint bietet.
Das Thema Metaverse verfolgt Loacker klarerweise mit großem Interesse. "Auch heute ist die breite Masse noch nicht ready dafür, denn die Geräte wie VR-Brillen sind zu groß, zu klobig und zu teuer. Die sehr gute HoloLens von Microsoft etwa hat einen Einstiegspreis von fast 4.000 Euro."
Zusatz: "Ein Entwicklungssprung in der Hardware könnte jedoch zu einem Boost führen, vielleicht durch eine Brille wie ‚Apple Vision Pro‘. Daraus könnte sich – wie damals mit dem iPhone – eine hohe Akzeptanz mit einer Vielzahl an Anwendungen ergeben."
Die optimale Verknüpfung finden
Worin der Skiline®-Gründer einen ganz wesentlichen Punkt für den Wintersport-Tourismus erkennt, ist die Verknüpfung von realer und virtueller Welt: "Hier verkaufen wir emotionale Begegnungen: Wohlfühlen, Ausspannen, Abenteuer. Und das hat mit örtlichen Gegebenheiten, mit Landschaft, mit Natur zu tun. Wenn wir diese Erlebnisse mit AR und VR emotionalisieren, kann das einen Mehrwert bedeuten."
Dass sich die Virtualisierung am Ende in sämtlichen Bereiche durchsetzen wird, davon ist Gilberto Loacker überzeugt: "All diese Technologien führen uns als gesamte Menschheit zu immer mehr Vernetzung und Austausch untereinander – das ist ein evolutionärer Prozess, der insgesamt disruptiv ist, also Bisheriges komplett umkrempelt."
Im 2. Teil unserer Metaverse-Serie erklärt Metaverse-Experte Hans-Willy Brockes vom Schweizer ESB Marketing Netzwerk, welche konkreten Möglichkeiten er für den Wintersport sieht. Veröffentlichung am Freitag.
