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Stadlober: "Wir können der FIS nicht blind vertrauen"

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober über die bisherigen ÖSV-Leistungen bei der WM, Kritik von Conny Hütter und das schwierige Verhältnis zur FIS.

Stadlober: Foto: © GEPA

Obwohl seit WM-Beginn die Sonne am strahlend blauen Himmel über den Austragungsorten scheint, hängen über dem Skisport nach wie vor dunkle Wolken. 

Der Richtungsstreit über die Zukunft der Sportart zwischen dem Weltverband FIS unter der Führung von Johan Eliasch und den großen Ski-Nationen wie Österreich ist auch in Frankreich allgegenwärtig. 

"Gestern habe ich den Herrn FIS-Präsidenten begrüßt, er hat nicht auskönnen. Er hat mir die Hand gegeben, aber keine Miene verzogen", erzählt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, die zum Finale der WM angereist ist, am Mittwoch bei einer Medienrunde mit österreichischen Journalisten in Meribel

Stadlober sieht in der derzeitigen Situation die FIS in der Bringschuld. "Wenn Johan Eliasch jetzt auf Image-Tour geht, ist das gut und schön, aber die Überschriften gehören mit Inhalten gefüllt."

Die ÖSV-Präsidentin spricht über das Streitthema Zentralvermarktung, die bisherigen ÖSV-Leistungen bei der WM in Frankreich und die öffentliche Kritik von Cornelia Hütter. 

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober über...

...ihre bisherigen Eindrücke von der WM:

Es ist aufgrund des Wetters wunderschön und es ist genialer Sport. Die Sportstätten sind hervorragend, die SportlerInnen und die Trainer loben es eigentlich über das Höchste. Bei allem anderen muss man genauer hinschauen, vor allem für uns in Richtung WM 2025 in Saalbach, wo wir ja auch in Punkto Mobilität noch überlegen, wie das am besten funktioniert. Was wir schon mitnehmen, ist, dass es gut ist, dass wir in Saalbach einen Berg und ein Ziel haben. Das ist das entscheidende für eine WM, damit gute Stimmung aufkommt, auch bei allen Beteiligten.

...die bisherigen Leistungen des ÖSV-Teams:

Es ist besser als erwartet. Ich bin ganz stolz auf das Team, weil sie sich auf den Punkt X einfach gut vorbereitet und Ruhe bewahrt haben - vor allem die Damen, die die Leistung abgerufen haben. Ich glaube, für die Damen ist es eine Genugtuung. Bei den Technikerinnen wäre es eine Überraschung, wenn wir jetzt eine Medaille machen, aber im anderen Bereich ist vieles möglich gewesen, und das haben sie auch bewiesen. Und wenn jetzt noch die eine oder andere Medaille dazukommt, freuen wir uns. Vierten Platz brauchen wir keinen mehr. Aber mit ein bisschen Glück - und ich hoffe, dass das jetzt vielleicht wieder auf unsere Seite kommt - sind wir auch wieder vorne mit dabei. 

...die noch fehlende Goldmedaille:

Die kann ja noch kommen. Mein Vor-Vorgänger (Peter Schröcksnadel, Anm.) hat immer gesagt, es geht um die Anzahl der Medaillen und da haben wir einige. Aber es fehlt Gold, das ist so. Ich habe am Anfang schon gesagt, dass Großveranstaltungen - das ist ja schon abgedroschen - wirklich eigene Gesetze haben. Dass jemand über mehrere Disziplinen bei diesen Großveranstaltungen Gold gewinnt ist äußerst selten. Und es zeigt auch, dass die Vielfalt gegeben ist, dass man wirklich mehrere Siegläuferinnen und Siegläufer hat. Also nicht wir, sondern generell. 

Medaillenspiegel der Ski-WM 2023>>>

"Das mit dem mehr verdienen ist so eine Sache. Es gibt keine Beweise, dass wir das Geld kriegen. Es liegt nichts am Tisch, es gibt kein Konzept, wie wir zu diesem Mehr an Geld kommen könnten. Wir können dem nicht blind vertrauen."

Roswitha Stadlober über die Versprechen der FIS

....die öffentliche Kritik von Cornelia Hütter, wonach die AthletInnen bei den Umstrukturierungen im ÖSV vor der Saison nicht gehört worden sind:

Als das voriges Jahr ins Rollen gekommen ist, hat es die Rochaden ja relativ rasch gegeben. Für mich nehme ich mit, dass man das Team besser einbindet. Es ist Kommunikation. Was natürlich nicht geht ist, dass wir jeden einzelnen berücksichtigen. Wir sind ein großes Team, eine große Mannschaft mit vielen Akteuren, und da muss man schauen, wo passt wer besser hin, wie kann man die Gruppen formieren. Aber das vorher kundzutun und mit den Leaderinnen und Leadern zu besprechen, das nehme ich auf alle Fälle mit, das ist auch wichtig für das Gefüge.

...die ungewisse Zukunft der Kombination und des Parallel-Bewerbs:

Für die WM 2025 in Saalbach werden wir sicher ein innovatives Programm mit weniger Bewerben zusammenstellen oder zumindest vorschlagen, wir können es ja nicht bestimmen. Wir wissen alle, dass da immer herumgedoktert wird. Das ist die Herausforderung, wenn die jetzigen Formate ungeliebt sind. Man muss da auch ein bisschen auf die Olympischen Spiele schauen und die FIS muss sich dahingehend ausrichten. Wünsche gibt es viele, jede Nation hat ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Wir müssen schauen, dass wir da zusammenkommen. Was dann am Ende herauskommt, werden wir sehen. Aber dass das nicht alles optimal ist, wissen wir auch. Ich habe das gar nicht geglaubt, dass nach dem Teambewerb noch die Qualifikation für den Parallel-Bewerb gefahren wurde. Das zeigt eigentlich, dass das unkoordiniert ist, dass das nicht passt. Die Parallel-Bewerbe können schon spannend sein, aber das ist alles zu langatmig. Man muss das attraktiver machen.

...das angespannte Verhältnis zur FIS und Präsident Johan Eliasch:

Gestern habe ich den Herrn FIS-Präsidenten begrüßt, er hat nicht auskönnen. Er hat mir die Hand gegeben, aber keine Miene verzogen. Wir haben uns immer bemüht, dass wir das Gespräch suchen. Aber wenn wir immer richtigstellen müssen, wird es irgendwann schwierig. Wir haben mit den Generalsekretären ja eine Gesprächsbasis auf operativer Ebene. Aber es ist halt so, dass der Herr Eliasch auch vieles über Bord wirft und dann selbst Sachen wieder anders entscheidet, was man vielleicht mit diesen besprochen hat. Dann wird es halt schwierig. 

...das Thema Zentralvermarktung:

Wir warten auf die Inhalte der Wortmeldungen, der Worthülsen, der Überschriften. Wir stehen in der Verantwortung den Verbänden und den Vereinen gegenüber und können nicht blind vertrauen, dass wir sagen, wir nehmen alles so, wie es jetzt irgendwie mit Überschriften dasteht. Es ist einfach so, dass vieles nicht korrekt ist. Wenn Johan Eliasch jetzt auf Image-Tour geht, ist das gut und schön, aber die Überschriften gehören mit Inhalten gefüllt. Diese Inhalte wollen wir am Tisch haben und die gibt es bis dato einfach nicht. Wir können nicht einfach sagen, wir stimmen einer Zentralisierung zu. Wir wollen die Vermarktung, das können wir uns durchaus vorstellen, aber wir wollen natürlich die passenden Inhalte dazu. Wie können wir uns annähern und wie können wir es dann umsetzen. Das ist einfach noch nicht da. Das mit dem mehr verdienen ist so eine Sache. Es gibt keine Beweise, dass wir das Geld kriegen. Es liegt nichts am Tisch, es gibt kein Konzept, wie wir zu diesem Mehr an Geld kommen könnten. Wir können dem nicht blind vertrauen. Also ist jetzt meiner Meinung nach die FIS am Zug, das zu liefern und zu sagen: So schaut unser Konzept aus.

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