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Österreicher in der BBL: 7 Fragen an Vechta-Coach Schiller

Martin Schiller übernimmt das Traineramt beim deutschen Basketball-Bundesligisten SC Rasta Vechta. Dort wird er u. a. mit einer großen NBA-Hoffnung arbeiten.

Österreicher in der BBL: 7 Fragen an Vechta-Coach Schiller Foto: © Wikimedia Commons/Auriuxas48

Nach Stationen in den USA (NBA G-League), der höchsten spanischen und litauischen Spielklasse zieht es Austro-Coach Martin Schiller zum großen Nachbarn nach Deutschland. Dort soll der Stratege künftig für Stabilität sorgen. Im LAOLA1-Gespräch verrät der 42-Jährige, wie das gelingen soll.

LAOLA1: Die BBL-Saison ist noch in vollem Gange, wie kam es zu deinem plötzlichen Engagement beim deutschen Bundesligisten SC Rasta Vechta?

Martin Schiller: Der Posten wurde frei, weil Ty Harrelson, der jetzige Head Coach, in Ulm (Mannschaft von Thomas Klepeisz, Anm.) unterschrieben hat. Der Klub hat dann schnell agiert und mich geholt. Davor wurde der Trainer in Bamberg entlassen, der Trainer aus Ulm, Anton Gavel, ging daraufhin nach Bamberg, der Trainer aus Vechta ging nach Ulm und damit wurde die Stelle frei.

LAOLA1: Das Trainerkarussell hat sich also einmal gedreht. Ist es ein Startvorteil, dass du dich jetzt länger vorbereiten kannst?

Martin Schiller: Es ist das Ziel, diese Zeit möglichst gut zu nutzen. Ich coache im Sommer das deutsche U20-Nationalteam, somit fallen sechs Wochen weg. Aber diese sechs Wochen gilt es jetzt wettzumachen und vor allem im Rekrutierungsprozess voranzukommen. Es gilt zu klären, wer die deutschen Spieler sind, die wir haben wollen, denn es gibt die Reglementierung, dass man sechs deutsche und sechs ausländische Spieler haben kann. Der Markt bei den Deutschen ist limitiert, also fängt man hier an, entscheidet, wer es wird, und schließt Verträge. Davon ausgehend füllt man die Ausländerpositionen. Da gilt es dann auch immer zu klären, wen man überhaupt halten kann. Vechta hat eine sehr gute Saison gespielt und wenn man eine sehr gute Saison spielt, ist es immer schwer, Spieler zu halten, weil man im Grunde mit dem Budget höher gehen muss. Das wird bei uns aber nicht der Fall sein.

LAOLA1: Was hast du dir für die erste Saison mit Rasta Vechta vorgenommen?

Martin Schiller: Grundsätzliche Ausrichtung des Klubs ist es, Spieler zu entwickeln. Ich finde es total attraktiv, dass der Klub Klarheit dahingehend hat, was er machen möchte: Das erste ist es, sich zu etablieren im Bereich Spielerentwicklung. Und zwar etablieren in Deutschland und auch in Europa. Wir haben einen sehr talentierten Spieler in Johann Grünloh, bei dem wir davon ausgehen, dass er in den nächsten zwei Jahren gedraftet wird. Wir haben eine außergewöhnliche Situation, wo wir eine ProA, also eine Zweitligasituation zusätzlich in Vechta haben. Das gibt es sonst in Deutschland kein weiteres Mal, dass ein Bundesligist einen Zweitligaverein als Farmteam hat. Damit ziehen wir Talent an. Das ist das eine Ziel, das zweite ist der Klassenerhalt. Vechta ist den letzten Jahren ein Fahrstuhlteam gewesen, das auf und absteigt. Auf Topleistungen ist immer wieder der Abstieg gefolgt. Davon wollen wir weg, wir wollen uns etablieren in der BBL. Das ergebnisorientierte Ziel ist somit der Klassenerhalt.

"Wenn uns gelingt Spieler besser zu machen, kann es uns auch gelingen, als Mannschaft besser zu werden."

Martin Schiller über sein neues Team

LAOLA1: Du hast in der NBA G-League (NBA-Farm-Liga, Anm.) und mit deutschen Nachwuchsnationalteams Erfahrung gearbeitet. Ist die Arbeit mit jungen Spielern etwas, das dir Spaß macht?

Martin Schiller: Auf jeden Fall. Das ist eine Sache, die ich mit Ernsthaftigkeit betreibe und an die ich glaube. Da geht es auch nicht nur um junge Spieler, sondern um alle, die hier trainieren. Wenn uns gelingt Spieler besser zu machen, kann es uns auch gelingen, als Mannschaft besser zu werden.

LAOLA1: Wie würdest du deine Philosophie als Trainer beschreiben?

Martin Schiller: Grundsätzlich fängt es am defensiven Ende an. Ich möchte gut verteidigen, sprich dem Gegner pro Angriff wenige Punkte erlauben. Man kann dazu auf verschiedene Arten gut verteidigen. Das ist jetzt nicht so, dass ich nur an eine Art glaube. Es kommt auch aufs Personal an. Fakt ist aber schon, dass ich ein großes Interesse daran habe, dass meine Mannschaft gut verteidigt. Am offensiven Ende geht es mir vor allem darum, dass wir zusammenspielen, der Ball bewegt wird und wir freie Leute finden.

LAOLA1: Du kennst den amerikanischen und den europäischen Basketball als Head Coach. Was sind die Unterschiede?

Martin Schiller: Da könnte ich einen ganzen Abend darüber reden, vor allem weil sich der Basketball in Europa ja noch einmal zwischen den Ländern unterscheidet. Aber ein großer Unterschied ist, dass es im amerikanischen Profibasketball keine Relegation gibt. Es gibt ein Draft-System. Das heißt, auch wenn man da ungerne darüber spricht, dass Mannschaften absichtlich verlieren. Im Umkehrschluss gibt es auch nicht den Druck abzusteigen. Das verändert alles. Die Regeln, die Spielfeldgröße, die Spiellänge, die Auslegung der Regeln, die Athletik der Spieler, die individuelle Qualität der Spieler, das sind weitere Unterschiede. In Europa ist das Spiel physischer und vielleicht etwas taktischer und genauer. Das liegt aber auch daran, dass jedes Spiel wichtig ist, denn entweder du spielst um den Playoff-Einzug oder im Kampf um die Relegation. Das Geld ist natürlich auch ein großer Unterschied.

LAOLA1: 3x3 wird in Österreich immer größer – auch weil die heimischen Nationalteams Chancen auf Olympia haben. Wie stehst du als Fünf-gegen-Fünf-Coach zum 3x3?

Martin Schiller: Ich finde es total interessant und schaue es auch gerne, weil es das ist, womit wir alle aufgewachsen sind – Eins-gegen-Eins, Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei auf einen Korb. Ich finde es auch verständlich, dass man da als kleine Basketballnation, vor allem jetzt, da es olympisch ist, versucht Fuß zu fassen. Ich finde das cool. Ich weiß, die USA nehmen es extrem ernst, in Deutschland gibt es einen hauptamtlichen Bundestrainer und in Litauen haben Profis in der Regular-Season-Games gefehlt, um beim 3x3 dabei zu sein. Natürlich ist das ernst, es ist olympisch! Und wenn ich die Chance habe, ein Olympionike zu werden, dann ist das eine tolle Chance. Und es ist auch total förderlich für unser Spiel, wenn so mehr Spieler zum Basketball kommen.

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