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ÖSV entgeht Debakel: "Mit einem blauen Auge davongekommen"

Julia Scheib verhindert mit ihrem besten Riesentorlauf-Ergebnis eine Klatsche in Lienz. Cheftrainer Assinger will trotzdem keine Ausreden suchen:

ÖSV entgeht Debakel: Foto: © GEPA

Mit viel Schwung im Rücken sind die ÖSV-Technikerinnen zum letzten Riesentorlauf des Jahres nach Lienz angereist.

Nach dem ersten Durchgang war die Enttäuschung bei den österreichischen Frauen groß. Mit Julia Scheib (14.) und Franziska Gritsch (29.) qualifizierten sich nur zwei von zehn gestarteten Läuferinnen für den zweiten Durchgang.

Ein Debakel in Lienz konnte, dank der im zweiten Durchgang starken Scheib, abgewendet werden. Die Steirerin raste in der Entscheidung mit der zweitschnellsten Laufzeit auf Rang fünf. Auf Siegerin Mikaela Shiffrin fehlten acht Zehntel.

Ergebnis des RTL in Lienz>>>

Set-up-Wechsel brachte Scheib bestes RTL-Ergebnis

"Die Zeit ist im ersten Lauf verloren gegangen. Im zweiten hatte ich vom Set-up ein viel besseres Gefühl. Ich habe geschaut, dass ich das ins Ziel bringe, dass ich wirklich drauf bleibe", sagte die Steierin anschließend im ORF-Interview, die sich mit mehr Grip gleich "viel wohler gefühlt" und gleich auch besser attackieren konnte". 

Am Vormittag hatten vor allem die Österreicherinnen noch mit schwierigen Bedingungen in Lienz zu kämpfen gehabt. So auch Scheib wie sie nach dem Rennen erzählte: "Ich war überrascht. Ich habe auch mit Markenkolleginnen geredet wie Federica (Brignone) und Petra (Vlhova), sie hatten alle ein ähnliches Gefühl, dass sie gerutscht sind im oberen Teil."

Katharina Liensberger, Katharina Truppe, Elisabeth Kappaurer, Stephanie Brunner, Elisa Mörzinger, Nina Astner, Lisa Hörhager und Ricarda Haaser waren allesamt an der Hürde der besten 30 gescheitert. Alle hatten im ersten Durchgang mehr als drei Sekunden Rückstand auf Shiffrin.

Druck, ein mögliches Debakel verhindern zu müssen, hatte Scheib im zweiten Durchgang nicht, sie wollte sich nur auf das Ski fahren konzentrieren. Am Ende durfte Scheib mit Platz fünf über ihr bestes Riesentorlauf-Ergebnis jubeln.

Die 25-Jährige war anschließend überglücklich: "Es sind sehr viele Leute von mir da. Ich werde versuchen, das richtig zu genießen und für die nächsten Rennen mitzunehmen. Es ist eine megacoole Sache, das daheim erleben zu dürfen."

Scheib bewahrt ÖSV vor Debakel: "Mit ihr kann man zufrieden sein"

"Ich sage mal so, wir sind heute mit einem blauen Auge davongekommen. Nach dem ersten Durchgang haben wir einmal fest gegrübelt. Der Julia kann ich nur gratulieren, zweite Zeit im zweiten Durchgang, das war sehr gut. Sie hat sich wirklich vorgearbeitet, fünfte Stelle, Karrierebestleistung. Mit ihr kann man zufrieden sein", wusste auch Cheftrainer Roland Assinger, dass Scheib die ÖSV-Frauen vor einem Debakel bewahrte.

Nach dem siebten Platz in Killington und der guten Teilleistung in Tremblant brachte die 25-Jährige diesmal einen kompletten Lauf ins Ziel: "Es ist schon sehr wichtig für mich. Der Lauf war konstant, es war kein Hakler drinnen. Das ist das Ziel, dass man zwei solche Läufe trifft, weil dann geht es Richtung Podium", analysierte Assinger, der auch schon an einem Aufstieg in der Startgruppe dachte.

"Dass das nur am Material liegt, ist ein Gerücht. Man muss die Ski schon fahren auch. Wenn man passiv oben ist und unentschlossen, dann kann man den Ski auch nicht drücken. Das ist das eine. Dass man vom Set-up das eine oder andere verbessern kann, steht außer Frage. Das hat Scheib bewiesen", wollte Assinger das kollektive Scheitern im ersten Durchgang nicht am Material fest machen.

Ebenfalls in der Entscheidung verbessert zeigte sich Franziska Gritsch, die sich mit Platz 29 gerade noch so in den zweiten Durchgang zitterte. Dort kletterte die Tirolerin bis auf Position 19.

Zufrieden zeigte sich Gritsch nach dem Rennen dennoch nicht: "Es war schon ein bisschen besser als im ersten Durchgang. Ganz zufrieden bin ich natürlich nicht", meinte die Tirolerin, die seit Kurzem mit einem Miniteam um ihren Privattrainer und Lebensgefährten Florian Stengg unterwegs ist. Sie müsse weiter "Schritt für Schritt" arbeiten.

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Shiffrin strotzt schwieriger Piste: "Habe ich mich überragend gefühlt"

Strahlende Siegerin war einmal mehr Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin kam im ersten Durchgang am Besten mit der eisigen Piste zu recht. Im Finale machte es die 28-Jährige nochmal spannend.

Shiffrin verspielte beinahe einen 1,6 Sekunden Vorsprung auf Frederica Brignone, die sich am Ende mit 38 Hundertstel und Rang zwei begnügen musste. Das Podest komplettiert Sara Hector mit 45 Hundertstel Rückstand.

Shiffrin meinte, es sei "herausfordernd" gewesen. "Es war ein guter Untergrund. Aber fast jede hat sich im ersten Durchgang irgendwie schrecklich gefühlt, ich habe mich überragend gefühlt. Im zweiten Durchgang habe ich mir gedacht, im ersten war irgendetwas verrückt, so wird es nicht mehr werden. Ich muss attackieren, aber ich habe auch darüber nachgedacht, den Rückstand in der Riesentorlauf-Wertung zu verringern", hatte die Siegerin bei ihrem 92. Weltcup-Sieg keine Probleme mit der Piste.

Dennoch reichte es noch relativ locker für ihren insgesamt vierten Lienz-Erfolg und den zweiten im Riesentorlauf. Am Freitag könnte im Torlauf ein weiterer dazukommen. "Mein Slalom fühlt sich gut an. Ich glaube, mit niedrigen Temperaturen heute kann sich die Piste gut entwickeln", sagte Shiffrin.

In der Disziplin-Wertung ist sie Dritte (320 Punkte) hinter Brignone (400) und der Tagessechsten Lara Gut-Behrami (SUI/365), im Gesamtweltcup führt Shiffrin mit 163 Zählern Vorsprung auf Brignone.

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