"Nimmt mir zehn Prozent an Energie"
Vor diesen Erläuterungen hatte die 32-Jährige die versammelte Presse im Medienzentrum nahe der Gletscherpiste erst um ein kurzes Warten gebeten, um sich einen Proteindrink zu mischen.
Nach dem Rennen sei für sie heute "Überlebenszeit". Sie habe vor und zwischen den Durchgängen geschlafen.
"Es geht mir nicht miserabel, aber doch nimmt es mir zehn Prozent an Energie. Es braucht die Mischung: Wenn der Körper nicht mitmacht, brauche ich den Kopf, der mir hilft. Und heute hat definitiv der Kopf mitgeholfen, dass ich bis ins Ziel angreifen konnte."
Die Menstruation sei selbst als Frau oft schwer zu verstehen. "In meinen ersten Jahren habe ich meine besten Leistungen gebracht, als ich meine Menstruation hatte. In Peking habe ich zum Beispiel eine Medaille geholt. Heute war es auch nicht so schlecht", meinte Gut-Behrami lachend.
Gut spricht sich für offenen Umgang mit dem Thema Menstruation aus
"Aber der Körper entwickelt sich. Die letzten Jahre hat sich das geändert. Ich bin auch viel empfindlicher, habe Rückenweh, spüre die Müdigkeit." Sie habe auch ein paar Mal das Training abgebrochen. "Ich wollte nichts riskieren."
Wie zuvor Mikaela Shiffrin ist auch Gut-Behrami davon überzeugt, dass ein offener Umgang mit dem Thema gut und notwendig ist. "Ich hoffe, dass die nächste Generation davon profitiert und allenfalls etwas gefunden wird, um besser damit umzugehen."
Für Gut-Behrami, Vierte nach dem ersten Teil am Vormittag, war es der 38. Weltcup-Sieg und der sechste im Riesentorlauf. Um den Hauch von zwei Hundertstelsekunden setzte sie sich vor der Halbzeitführenden Federica Brignone durch.
"Das ist eine Ehre für mich"
"Es ist genial, dass ich mit einem Sieg starten kann", sagte die Schweizerin, die ohne ihren Patzer in ersten Durchgang wohl mit großem Vorsprung gewonnen hätte. "Normal bin ich eher locker unterwegs, aber heute mit Nummer eins, ich habe einen Druck gespürt, dass ich die Saison eröffne. Ich bin nicht so frei gefahren. Es war definitiv mein schlechtester Lauf des ganzen Sommers."
Dreimal war auf dem Rettenbachgletscher sonst nur die Slowenin Tina Maze siegreich. "Das ist eine Ehre für mich. Tina ist für mich einer der größten Namen im Riesentorlauf. Es ist eine Ehre, dass ich ähnliches erreicht habe wie sie", erklärte Gut-Behrami.
Topfavoritin Shiffrin fuhr an ihrem dritten Sölden-Sieg deutlich vorbei. 1,40 Sek. Rückstand hatte die nur sechstplatzierte US-Amerikanerin, die damit ihren sechsten Riesentorlaufsieg in Folge verpasste.
"An ein paar Stellen war es ein bisschen schlampig, aber ich mochte meine Mentalität im zweiten Lauf", attestierte sich Shiffrin einstellungstechnisch "etwas mehr Rennmodus" im Finale. "Ich war einfach nicht in der Lage, das perfekt umzusetzen."