Katharina Truppe musste 29 Jahre alt werden, um erstmals in ihrer Karriere im Weltcup ganz oben zu stehen.
Die Kärntnerin feiert im Slalom in Are überraschend ihren Premierensieg. Katharina Liensberger macht als Zweite einen glanzvollen Tag für das ÖSV-Team perfekt.
"Ich kann kaum stehen, meine Füße zittern so unglaublich. Es war so nervenaufreibend", sagt Truppe im ORF-Interview. Sie katapultierte sich nach Rang sechs im ersten Lauf im Finale mit der drittbesten Laufzeit noch ganz nach vorne, siegte am Ende nur fünf Hundertstel vor Liensberger.
Truppe: "Weiß nicht, wie ich das einordnen soll"
Die Kärntnerin wäre schon mit dem fünften Podestplatz ihrer Karriere zufrieden gewesen: "Als ich gewusst habe, dass ich am Podium bin, war ich schon gelassener."
Dass ausgerechnet Rekord-Weltcupsiegerin Mikaela Shiffrin ihre Zeit nicht toppen konnte, lässt Truppe staunen: "Als die Mika verloren hat, war schon kurz die Hoffnung da, dass es sich heute vielleicht ausgeht. Ich glaube, die Kombination Shiffrin zu schlagen und noch Erste zu werden ist unglaublich, ich kann es gar nicht beschreiben."
Die 29-Jährige sorgt für den ersten Slalom-Erfolg der ÖSV-Frauen seit drei Jahren, damals hatte Liensberger in Are gewonnen.
"G'rad nach der Saison, in der es jetzt nicht immer so einfach war, ist das heute einfach nur genial und sehr aufwühlend. Ich weiß nicht, wohin ich das einordnen soll. Ich werde es genießen und alles aufsaugen", meint Truppe.
Erst am Samstag erklärte sie nach einem weiteren enttäuschenden Ergebnis ihre Riesentorlauf-Karriere für beendet.
Liensberger: Bett statt Party
Auch Liensberger darf sich heute als Siegerin fühlen. Die stark verkühlte Vorarlbergerin ist mit Rang zwei glücklich, aber völlig ausgelaugt.
"Das war wirklich kein leichter Tag für mich. Umso erfreulicher ist es, so ein Ergebnis zu holen. Es ist wunderschön, das da erleben zu dürfen", sagt die WM-Bronzene, die sich gemeinsam mit ihrer Teamkollegin freut. "Grandiose Leistung von der Kathi. Ich denke, heute war wirklich Katharina-Tag."
Kraft zum Feiern war aber keine mehr vorhanden. "Ich werde jetzt ins Bett gehen und mich erholen. Es war eine Meisterleistung und bin dankbar, dass es so gut gegangen ist."
Liensberger macht Kugel-Kampf spannend
Liensberger komplettierte nicht nur den ersten rot-weiß-roten Doppelsieg im Slalom der Frauen seit 13 Jahren, sondern hat auch beim Weltcup-Finale in den USA am Monatsende noch Chancen auf die kleine Kristallkugel.
Slalom-Leaderin Zrinka Ljutic aus Kroatien wurde am Sonntag nur Zehnte und hat 51 Zähler Vorsprung auf Liensberger, die auf Rang drei liegt. Auch die zweitplatzierte Schweizerin Camille Rast ließ in Åre als Elfte ein wenig aus und ist nur mehr zehn Punkte vor dem ÖSV-Star.
Obendrein übersprang Liensberger nun die 500-Punkte-Marke, wodurch sie in Sun Valley auch im Riesentorlauf startberechtigt sein wird.
Assinger: "Das zeigt wieder einmal, dass die Hoffnung zuletzt stirbt"
Emotional zeigt sich am Sonntag auch Frauen-Cheftrainer Roland Assinger angesichts des unerwarteten Doppelsiegs.
"Man hofft immer wieder, dass so etwas passiert. Aber irgendwie gibt es immer wieder eine Shiffrin oder eine (Wendy) Holdener oder eine Ljutic. Und heute gibt es eine Truppe und eine Liensberger, das ist echt schön. Das zeigt wieder einmal, dass die Hoffnung zuletzt stirbt."
Assinger verrät auch, dass ÖSV-Coach Robert Berger mit seiner Kurssetzung im zweiten Lauf zum Erfolg beigetragen habe. "Ich habe ihm gesagt: Erstens sehr flüssig setzen, weil die Liensberger krank ist, wegen Kraft sparen. Und die Truppe mit ihrem Stil mag es gerne, wenn es geradeaus geht. Es hat genau getroffen. Auch die Serviceleute haben eine super Arbeit gemacht. Von dem her ein wunderschöner Tag für Österreich."