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Geschichten von der Ski-WM: Wie Leo und Kate in Titanic

Die Ski-WM abseits des Luxus in Courchevel/Meribel: Von Österreicher-Partys im Schweizer Haus, kaputten Bussen und durchgefrorenen Journalisten.

Geschichten von der Ski-WM: Wie Leo und Kate in Titanic Foto: © GEPA

Die Ski-WM schnauft kurz durch.

Es ist Freitag, einer von zwei rennfreien Tagen während der Titelkämpfe in Frankreich. Die Sonnenstrahlen kämpfen sich zwischen den Berggipfeln hindurch ins Tal und tauchen das kleine Örtchen Brides-les-Bains in ein warmes Licht.

Hier unten, wo während der WM viele Medienschaffende beherbergt sind, ist vom Glanz vergangener Tage, als Thermalquellen entdeckt und für den Tourismus genutzt wurden, nicht mehr viel übrig. Heute regiert in dem Ort eher Tristesse.  

Ganz anders sieht das wenige Kilometer Luftlinie entfernt aus, in den beiden WM-Orten Courchevel und Meribel.

Steigt man in Brides-les-Bains in die sechs Kilometer lange Gondel "L'Olymp", steigt man nach rund 25 Minuten Fahrzeit in Meribel in einer anderen Welt wieder aus.

"Les 3 Vallées" heißt das mit mehr als 180 Liften und 339 markierten Pisten mit einer Gesamtlänge von rund 600 Kilometern größte zusammenhängende Skigebiet der Welt in den Bergen Savoyens. Dazu gehören neben Meribel und Courchevel die Orte La Tania, Les Menuires-Saint Martin, Val Thorens und Orelle.

Courchevel besteht aus fünf Ortsteilen, die zusammen eine Gemeinde bilden: Courchevel Le Praz, wo sich das Ziel der WM-Piste befindet, Courchevel Village, Courchevel Moriond, Courchevel 1850 (nach der Höhenlage) und seit 2017 auch Saint-Bon-Tarentaise. 

Pompöse Chalets aus einem Mix aus Holz und dicken Steinmauern sowie gut zwei Dutzend Fünf-Sterne-Hotels reihen sich entlang der engen Straßen aneinander. Zimmerpreise von bis zu 1.000 Euro pro Nacht sind keine Seltenheit. Dagegen sind 180 Euro pro Nacht mit Frühstück in Brides-les-Bains ein Schnäppchen.

Courchevel gilt als Winter-Destination mit der höchsten Anzahl an Feinschmecker-Lokalen weltweit. Drei Restaurants haben zwei Michelin-Sterne, "Le 1947 à Cheval Blanc" kann sogar mit drei aufwarten. Hier zelebriert die High-Snowciety ihren Ski-Urlaub.

Während die Reichen und Schönen mit ihren Luxus-Karossen anreisen, haben sich die WM-Veranstalter dem Umweltschutz und Nachhaltigkeit verschrieben.

Fans und Journalisten, die sich in der Regel kein Zimmer in den Luxus-Orten leisten (können), werden (auch aufgrund mangelnder Parkmöglichkeiten) mit Bussen zu den Wettkampf-Stätten gebracht. Eine Fahrt von Brides-les-Bains die Serpentinen hinauf nach Courchevel dauert rund 30 Minuten, vorausgesetzt man erwischt einen Bus.

Denn das ist so eine Sache hier mit den Bussen: Mal fahren sie früher als der Fahrplan es vorsieht, mal wartet man eine geschlagene Stunde. Wenn ein Bus tatsächlich mal pünktlich kommt, kann es vorkommen, dass er dann erst stehen bleibt, weil die Türe plötzlich nicht mehr schließt. Der eine odere andere war da schon kurz davor, das für die Region bekannte Taschenmesser, das man als Willkommens-Geschenk erhält, zu benutzen. 

Geduld ist hier genauso ein Must-Have wie eine Sonnenbrille und Sonnencreme bei strahlendem WM-Wetter.

Eher unterkühlt geht es hingegen im Presse-Zentrum in Meribel zu. Das ist nämlich in der hiesigen Eishalle untergebracht. Uns Journalisten trennt nur ein dünner Plastikboden vom Kunsteis. Nach ein paar Stunden dort fühlt man sich wie Leonardo di Caprio und Kate Winslet nach dem Untergang der Titanic im Eiswasser. Während draußen die Sonne scheint, sitzt man drinnen mit dicker Winterjacke bei der Arbeit.

Mittlerweile haben die Veranstalter mit (eher weniger umweltfreundlichen) Heizstrahlern für etwas Erwärmung gesorgt. Einer davon wurde ausgerechnet so positioniert, dass er auch das Trinkwasser - das hier aus dem Karton kommt – erhitzt.

Einen Steinwurf von der Eishalle entfernt steht das Swiss House, wo unsere Nachbarn während der WM ihre (bisher noch bescheidenen) Erfolge feiern und die WM 2027 in Crans-Montana promoten.

Weil der ÖSV im Gegensatz zu Swiss Ski in Frankreich auf eigenes Haus verzichtet, "mietete" man sich am Mittwoch für einen gemütlichen Österreich-Abend dort ein. Zu den Klängen einer steirischen Harmonika wurde dann auch Conny Hütter nach ihrer Silber-Medaille im Super-G empfangen. Allzu lange dauerte ihre Feier allerdings nicht.

Das lag jedoch nicht an der mangelnden Schweizer Gastfreundlichkeit sondern an der Kombination Grippe, Ibuprofen und einem ohnehin schon langen und anstrengenden Tag. Auch Hütter musste mal durchschnaufen.

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