Die Sorge ist groß. Nicht nur werde es "immer schwieriger, Kinder und Jugendliche zum Leistungssport zu bringen", sondern auch die Finanzfrage fällt zunehmend ins Gewicht. "Skifahren ist auf dem Weg, ein elitärer Sport zu werden", mahnt er.
Folgen hat das auch auf den Schulalltag, wie Staudacher zugeben muss. Das Niveau sei nicht mehr auf dem Level, wie es einst vor 20 Jahren war, auf sportlicher Ebene habe man heute "nicht mehr die Ausreißer nach oben, sondern eher ein breites Mittelmaß."
Große Kritik gibt es vor allem für den aktuellen Herren-Kader: Manuel Feller, Stefan Brennsteiner und Vincent Kriechmayr sind bereits über 30, Marco Schwarz erreicht im nächsten Jahr diese Marke. Von einem aufkommenden Ski-Stern fehlt im ÖSV-Kader jede Spur.
Bei der Junioren-WM in St. Anton gab es nur zwei Medaillen. Staudacher: "Ich war beim ÖSV 15 Jahre lang Alpin-Nachwuchschef. Hätte es zu meiner Zeit solche Ergebnisse bei einer Junioren-WM gegeben, dann hätte ich keine Saison überlebt."
Frühspezialisierung ist "kontraproduktiv"
Der Grund? Womöglich die praktizierte Frühspezialisierung der Nachwuchsathleten. Diese sei laut Staudacher "kontraproduktiv", der auf Norwegen verweist: Dort setze man "ganz auf Polysportivität und beginnt erst mit zehn Jahren mit sportartenspezifischem Training. Wir schicken in Österreich schon die Fünfjährigen durch einen Riesentorlauf".
"Seit 2010 hat man beim ÖSV angefangen, auf die Spezialisten zu setzen. Und hat alle Richtlinien aufgeweicht, die zu meiner Zeit als Nachwuchschef eingeführt wurden und uns eineinhalb Jahrzehnte lang Erfolg gebracht haben. Das Problem ist, dass wir beim Verband in den letzten zehn Jahren kein kontinuierliches System und keine durchgängige Struktur mehr hatten."