NEWS

Illegale Arbeiten? Zermatt-Premiere ist erneut in Gefahr

Illegale Arbeiten? Zermatt-Premiere ist erneut in Gefahr

Fällt die Premiere der Weltcup-Rennen am Matterhorn erneut aus?

Nachdem im Vorjahr der Schneemangel für eine Absage des grenzüberschreitenden Speed-Openings in Zermatt/Cervinia sorgte, gibt es auch heuer Aufregung in der Schweiz. 

Wie der "SRF" berichtet, mussten die Bauarbeiten an der Weltcup-Piste auf Teilen des Theodulgletschers in Zermatt gestoppt werden. Der Grund: Einige Abschnitte der Strecke sollen sich außerhalb der zugelassenen Sportzone befinden. Bagger sollen auch in Gebieten aufgefahren seien, für die keine Bewilligungen vorlägen.

Die Walliser Baukommission forderte eine sofortige Einstellung der Arbeiten am Gletscher und will sich in Kürze selbst ein Bild vor Ort machen. 

Sollten sich Teile der Weltcup-Piste tatsächlich nicht auf dem zugelassenen Areal befinden, dürfte diese nicht mehr weitergebaut werden. Die Weltcup-Rennen auf der neuen "Gran Becca"-Strecke, die am 11./12. November (Männer) und 18./19. November (Frauen) stattfinden sollen, wäre massiv gefährdet. 

Die Rennstrecke ist die höchstgelegene des Ski-Weltcups. Der Startpunkt liegt in einer Höhe von 3.720 Metern am Theodulgletscher, die Strecke führt dann nach Cervinia in Italien und endet auf 2.835 Metern. 

Zermatt-Organisatoren: "Wir haben nichts zu verbergen"

Das Organisationskomitee in Zermatt weist die Vorwürfe zurück, es seien keine unerlaubten Arbeiten außerhalb der Skisportzone durchgeführt worden. 

"Wir haben nichts zu verbergen. Wenn die Behörden die Situation anschauen wollen, können sie das gerne machen", sagt OK-Präsident Franz Julen gegenüber "20 minutes".

Angst, dass Teile der Piste außerhalb des homologierten Bereichs liegen, haben die Verantwortlichen nicht. "Die Rennen am Matterhorn sind in keinster Weise in Gefahr. Die Präparation ist auf der Schweizer Seite in der Skisportzone abgeschlossen und rennbereit. Die Trainings werden ab kommendem Sonntag planmäßig aufgenommen", heißt es in einer Medienmitteilung. 

Petition gegen FIS: "Der internationale Skiverband hat seine eigenen Rennen nicht unter Kontrolle"

Die möglicherweise illegalen Baggerarbeiten auf dem Theodulgletscher sorgen auch über die Grenzen der Schweiz hinaus für Empörung.

Die Initiative "Protect Our Winters" (POW) startete eine Petition, die den Weltverband FIS dazu auffordert, auf das Klima und die Umwelt zu achten.

Vor wenigen Wochen hatten auch Bilder von Bulldozern, die das Gletschereis oberhalb des Tiroler Orts Sölden abtragen, wo in der kommenden Woche der Weltcup-Auftakt stattfindet, viele schockiert.

"Der internationale Skiverband hat seine eigenen Rennen nicht unter Kontrolle. Um den Ski-Weltcup durchzuboxen, wird zuerst der Rettenbachgletscher teilweise abgetragen und jetzt auch in Zermatt in der Schweiz illegal gebaggert", teilte Ursula Bittner von Greenpeace Österreich mit. "Das hat nichts mit nachhaltigem Wintersport zu tun. Die FIS muss endlich echte Klimaschutzmaßnahmen setzen, anstatt die Natur zu zerstören."

In der Petition von POW wird die FIS dazu aufgefordert, alle Umweltauswirkungen ihrer Maßnahmen transparent darzulegen und Behauptungen über die eigene "Klimapositivität" fallenzulassen. Nach einem Offenen Brief von etwa 500 aktiven FIS-Athletinnen und Athleten im Frühjahr habe die FIS deren Angebot, "sich gemeinsam gegen die Klimakrise einzusetzen", nicht angenommen. Die FIS gebe "nur Lippenbekenntnisse zu den Forderungen der Athleten ab".

"Die öffentliche Meinung gegenüber dem Schneesport verschiebt sich in Richtung Unvertretbarkeit", heißt es in dem Text weiter. Der Rennkalender soll um mindestens einen Monat nach hinten verschoben und dahingehend optimiert werden, dass sich der Bedarf an Flugreisen reduziert - das ist nur eine von mehreren Forderungen an den Weltverband.

Ski-Stars ergreifen Partei für Sölden

Das Bild von Baggern auf Gletschern scheidet die Geister. Notwendig und sogar nachhaltig sagen die einen, eine Katastrophe und Naturzerstörung die anderen.

Zuletzt ergriffen aktuelle Skistars für Sölden Partei. "Ich finde es schwach, wie einseitig in gewisser Hinsicht berichtet wurde, weil nie hinterfragt wurde, warum es gemacht wurde", kritisierte Manuel Feller und lieferte seinen Erklärungsansatz gleich mit. Es habe sich um Instandhaltungsarbeiten gehandelt, damit Sölden in den nächsten Jahren weniger Schnee und Energie braucht, um die Piste zu füllen.

"Es geht also um Nachhaltigkeit. Der Blick von Sölden ist weiter nach vorne gerichtet, auch wenn es natürlich katastrophal ausschaut", sagte Feller. Andererseits ist das Rückzugsgefecht der Gletscher laut dem Tiroler nicht mehr aufzuhalten. "In zehn Jahren wird es das Eis sowieso nicht mehr geben."

Der deutsche Abfahrer Thomas Dreßen widersprach den Vorwürfen der Zerstörung ebenfalls. Der von Sölden gesponserte Athlet wehrte sich dagegen, den Skisport als großen Umweltsünder darzustellen.

"Wenn Kinder heimkommen aus dem Skiurlaub, dann werden die hingestellt als Klima-Kaputtmacher oder wie man das alles nennt. Das kann es nicht sein", sagte Dreßen. Flugreisen etwa seien deutlich klimaschädlicher. "Da sollten sich eher mal die hinterfragen, die einfach mal so für zwei Tage zum Saufen an den Ballermann fliegen", sagte Dreßen.

Kommentare