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6 Rennen - 6 Absagen! Machen die Matterhorn-Rennen Sinn?

Die Kritik an den Gletscher-Rennen in Zermatt/Cervinia wächst: "Man muss die Frage stellen, ob sich der gigantische Aufwand für diese kleine Chance lohnt".

6 Rennen - 6 Absagen! Machen die Matterhorn-Rennen Sinn? Foto: © GEPA

Die Speed-Rennen am Matterhorn stehen weiter unter keinem guten Stern. 

Nachdem bei der im Vorjahr geplanten Premiere alle vier Abfahrten (je 2 pro Geschlecht) wegen Schneemangels abgesagt werden mussten, ist auch in diesem Jahr das Wetter Spielverderber. Beide geplanten Rennen der Männer können wegen Neuschnee und heftigem Wind nicht stattfinden. Macht nach sechs geplanten Rennen sechs Absagen.

Die Veranstalter und die FIS hoffen für ihr Prestige-Projekt nun zumindest auf besseres Wetter in der kommenden Woche. Nächsten Samstag und Sonntag stehen noch zwei Abfahrten der Frauen in Zermatt/Cervinia auf dem Programm.

Schon jetzt stellt sich allerdings die Frage, ob die Matterhorn-Rennen überhaupt noch Zukunft haben. 

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"Man muss den Zeitpunkt sicher überdenken"

Die Männer konnten auf der neuen Rennstrecke Gran Becca unter der Woche wetterbedingt nur am Mittwoch ein Training absolvieren. Die Zeitläufe am Donnerstag und Freitag fielen dann schon dem Wintereinbruch zum Opfer.

Die Bilder von einem Rennen mit dem Matterhorn im Hintergrund hätten international Werbung für den Skisport machen sollen. "Es wäre Spektakel pur gewesen", sagte FIS-Renndirektor Markus Waldner am Samstag, der schon vor drei Jahren vor den Wetterkapriolen in der Region um diese Zeit warnte. Wenn das Wetter nicht mitspielt, könne man aber nichts machen. "Das ist unser Sport, mit dem müssen wir leben."

Die Bilanz von ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer fällt ernüchternd aus. "Man muss sagen, wir haben ein gutes Training gehabt, der Rest war dem Wetter geschuldet, dass wir keine Möglichkeit hatten. Prinzipiell wären die Rennen sehr, sehr positiv, aber den Zeitpunkt muss man sicher überdenken aufgrund der Wettersituation um diese Jahreszeit", meinte der Kärntner.

Dass Anfang November Rennen auf einem Gletscher, mit einem Start auf fast 4.000 Metern über dem Meer, durchgeführt werden sollen, steht schon seit einiger Zeit in der Kritik. Gerade der Startbereich oberhalb der Baumgrenze ist besonders exponiert und anfällig für Wetterereignisse, die laut langjährigen Kennern der Gegend in dieser Periode bisweilen heftiger ausfallen.

ÖSV-Abfahrer Daniel Hemetsberger zeigt sich im ORF-Interview bei der Abreise aus Zermatt/Cervinia "not amused": "Wir waren eine Woche da und sind ein Mal runtergefahren", merkt der Oberösterreicher an. "Man hat es doch kommen sehen, dass es vom Wetter her schwierig werden könnte."

Ex-Schweiz-Star plädiert für Verlegung

Für eine Verlegung der Rennen in den März plädiert etwa Ex-Rennläufer Marc Berthod, aktuell Experte für das Schweizer Fernsehen SRF.

"Die letzten Tage haben leider gezeigt, dass die Chance um diese Jahreszeit sehr klein ist, dass das Wetter am Matterhorn ein Rennen zulässt. Und deshalb muss man sich wirklich sehr ernsthaft die Frage stellen, ob sich dieser gigantische Aufwand für diese kleine Chance lohnt", so Berthod. 

Im März gebe es im Matterhorn-Gebiet genügend Naturschnee, das Wetter sei dazu um einiges stabiler als im November, sagt er.

Hinsichtlich der Gestaltung des Saisonauftakts - auch der Termin für Sölden ist bekanntlich umstritten - wollen die Verantwortlichen der FIS ohnehin bald Gespräche mit den beteiligten Verbänden und Veranstaltern führen. Dabei wird wohl auch Zermatt/Cervinia zur Sprache kommen.

Laut OK-Chef Franz Julen ist die Matterhorn-Abfahrt vorerst als Projekt für fünf Jahre ausgelegt. Bezüglich einer Verschiebung des Events wirft er einerseits ein, dass die Situation mit den Quartieren ein großes Problem sei. Wenn der Wintertourismus einmal voll angelaufen sei, werde es schwierig, den Weltcup-Tross unterzubringen. Andererseits seien die Sponsoren nicht an einem Renntermin im Frühjahr interessiert, betont der Schweizer.

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