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Kitzbühel wie es (nicht) immer war

Nach zwei Pandemie-Jahren feierte Kitzbühel wieder eine große Ski-Party mit zigtausenden Fans und VIPs - und buhlt besonders um die Gunst der jungen Gäste.

Kitzbühel wie es (nicht) immer war Foto: © GEPA

Die Hahnenkamm-Rennen sind zurück!

Ja, sie waren nie wirklich weg, aber nach zwei Pandemie-Jahren mit keinen (2021) beziehungsweise nur wenigen Zuschauern (2022 1.000 Zuseher pro Rennen) feierte die Gamsstadt 2023 wieder eine Ski-Party in gewohnter Manier.

85.000 Fans an drei Tagen an der Strecke und jede Menge A- bis Z-Promis im VIP-Zelt und auf den diversen High-Society-Partys (Die besten Bilder >>>).

Kitzbühel hat sich für das "Comeback" ordentlich rausgeputzt. Die Schaufenster der Nobel-Boutiquen glänzten, in der Stadt wurde jeder freie Fleck zur Party-Meile umfunktioniert. Durch die Straßen dröhnte laute Musik gemischt mit grölenden Schlachtgesängen und dem Klang von Kuhglocken. Das Trinken und Feiern haben die Fans definitiv nicht verlernt.

Geld spielte im Tiroler Skiort auch in Zeiten der Teuerung kaum eine Rolle. Kitzbühel platzte an diesem Wochenende wieder aus allen Nähten, sämtliche Gästebetten im knapp über 8.000 Einwohner zählenden Ort und der näheren Umgebung waren trotz teils unverschämter Preise belegt. Die „Normalo-Fans“ ließen sich die Drei-Tages-Party auch durch Kosten von 5 Euro für eine kleine Dose Bier und 7,50 für eine Schweinsbratensemmel nicht vermiesen. Ein großes Feuerwerk zu Ehren des Siegers der Hahnenkamm-Abfahrt versteht sich von selbst.

Der ganz normale Kitz-Wahnsinn.

Aber nicht alles war in Kitzbühel in diesem Jahr so, wie es immer war.

Kitzbühel buhlt um die Gunst der jungen Fans

Wie im Vorjahr aufgrund der Corona-Pandemie notwendig, wurden auch heuer die Tickets für die Rennen nur online verkauft, vor Ort konnte man keine Eintrittskarten kaufen. Beim Einlass zum Renngelände kam es am Freitag durch die Ticketkontrollen teilweise zu langen Schlangen und Wartezeiten. Am Samstag klappte der Ablauf schon besser.

War man einmal im Zielgelände angekommen, sprang einem sofort die große Tribüne am Fuße der Streif ins Auge. An deren Rückseite prangten zwei überdimensionale Plakate eines Sponsors. War es in den vergangenen Jahren immer eine bekannte Automarke, lachten einem dieses Jahr auf der Reklame einer großen Mode-Marke zwei Social-Media-Stars in Übergröße entgegen.

Khaby Lame und Alicia Schmidt begrüßen die Fans
Foto: © GEPA

Auf der einen Seite Alicia Schmidt, eine deutsche Leichtathletin und auf Instagram 3,5 Millionen Follower "schwer". Auf der anderen Seite Khaby Lame, seines Zeichens Tik-Tok-Star mit 154 Millionen (!) Followern. Der 22-Jährige soll mit einem Video bis zu schlappe 750.000 Euro verdienen.

Willkommen im Jahr 2023. Kitzbühel buhlt um die Gunst der jungen Fans, das ist mehr als offensichtlich.

Diese wurden unter anderem mit DJs des berühmten "Tomorrowland"-Festivals geködert.

Als der neue "place to be" wurde das sogenannte "Beyond Kitz" angepriesen, ein Areal direkt neben dem bekannten "Kitz Race Club", das die Hahnenkamm-Rennen von ihrer modernen Seite zeigen sollte. Tagsüber konnte man via Virtual Reality die Streif bezwingen oder im Shop nebenan Marken-Unterhosen kaufen. Abends gab es Flying Buffet und Premium-Coktails vom Star-Barkeeper. Mit etwas Glück gewann man mittels NFT-Tockens ein VIP-Ticket.

"Schöne Grüße ins VIP-Zelt"

Apropos VIPs: Die tummelten sich in Kitzbühel, als wären sie nie weg gewesen. Bei Weißwurst-Party und Co. hatten sie aber ein deutlich längeres Durchhaltevermögen als auf der Tribüne bei den Rennen. Als der Südtiroler Florian Schieder in der ersten, bis zum letzten Läufer spannenden Abfahrt am Freitag mit Startnummer 43 auf Rang zwei fuhr, hatten die meisten im warmen VIP-Zelt schon Vor- und Hauptspeise gegessen. Stadion-Sprecher Stefan Steinacher konnte sich da ein "Schönen Gruß ins VIP-Zelt, ihr versäumt so viel" nicht verkneifen.

Die verwaiste VIP-Tribüne (Foto: LAOLA1)

Während die Promis sich keine Gedanken ums Geld machen müssen, muss es der Kitzbüheler Ski Club offenbar schon. Der Veranstalter der Hahnenkamm-Rennen hat an der einen oder anderen Stelle merklich gespart. Unter anderem sollen aus Kostengründen die üblichen Pressekonferenzen der Top 3 nach den Rennen gestrichen worden sein. Das Sportliche, das in Kitzbühel vielerorts ohnehin nicht obersten Stellenwert hat, wird so noch weiter in den Hintergrund gerückt.

In den Vordergrund rücken sollte man auch die Pisten-Crew der Streif und des Ganslernhangs. Die Kitzbüheler schaffen es alle Jahre wieder und allen äußerlichen Widrigkeiten zum Trotz, eine Piste zu zaubern, die Skisport auf höchstem Niveau und spektakuläre Rennen ermöglicht – egal ob bei Frühlingswetter wie zu Beginn der Hahnenkamm-Woche oder bei Dauer-Schneefall wie am Wochenende.

So manches ist in Kitzbühel dann doch noch, wie es immer war.

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