LAOLA1: Wie fällt Ihre Bilanz des Winters 2023/24 aus?
Roswitha Stadlober: Für den österreichischen Skiverband war es eine über alle Sparten sehr erfolgreiche Saison. Wir haben Gesamtweltcup-Sieger und Erfolge in Disziplinen-Wertungen. Die Snowboarder und Skispringer waren wahnsinnig erfolgreich, im Langlauf gab es auch sehr erfreuliche Erfolge. Bei den Biathleten muss man noch an der einen oder anderen Schraube drehen, auch wenn bei den Damen die Jungen, die nachdrängen, gut dabei sind. Im Alpin-Bereich war es noch nicht sehr gut, aber gut.
LAOLA1: Was war bei den Alpinen gut, was weniger gut?
Stadlober: Bei den Technik-Damen ist etwas weitergegangen. Hin und wieder geht es einen Schritt zurück, wie zum Beispiel in Jasna, aber in Summe sind wir einen Schritt weiter gekommen. Darauf kann man aufbauen. Ich glaube, dass wir da nächstes Jahr die ersten Früchte ernten können. Die Speed-Damen sind top, ebenso die Slalom-Herren. Der Riesentorlauf bei den Männern ist solala. Im Speed-Bereich sind wir top dabei, wenn es passt, aber uns fehlt momentan die Dichte. Das ist der Wermutstropfen, das tut mir weh. Jede Verletzung ist eine zu viel und dezimiert das Team. Umso mehr Respekt vor den Speed-Damen, dass die so performt haben. Denn das muss man auch erstmal wegstecken, wer vor dir jemand mit dem Hubschrauber abtransportiert wird, und du als Läuferin dann abliefern musst. Höchsten Respekt dafür.
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LAOLA1: Sie haben die vielen Verletzungen bei den Alpinen schon angesprochen, dazu kamen noch unzählige Renn-Absagen. Machen Sie sich Sorgen um das Image des Skisports?
Stadlober: Ich mache mir jetzt nicht Sorgen in dem Sinn, aber dieser Winter hat gezeigt, dass eine Veränderung da ist. Es war schon ein eigenartiger Winter. Es war aber auch die Kalenderplanung nicht ok. Wenn zum Beispiel einen Monat lang keine Speed- oder Technik-Rennen sind, ist das nicht gut. Aber ich bin immer noch guter Dinge, dass wir den Skisport in dieser Art und Weise hochhalten können.
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Stadlober: Es ist schön, dass das so diskutiert wird. (lacht) Aber das sollte der letzte Ausweg sein. Es macht ja auch nicht viel Sinn. Der Skisport – das muss man ganz ehrlich sagen – ist ja eine relativ kleine Bubble. Da muss man schauen, dass was vorangeht. Aber wenn es halt nicht geht, dann muss man sich natürlich was überlegen. Wir brauchen einen gemeinsamen Nenner. Dazu muss man mit der FIS wieder gemeinsam an einen Tisch. Das nächste Gespräch wird hoffentlich bald sein. Aber es muss dann halt einmal was weitergehen und nicht immer zwischendurch Mails geben, wo man glaubt, wir sind wieder verkehrt unterwegs.
LAOLA1: Mit dem 1. Mai 2024 tritt die neue Satzung des ÖSV in Kraft. Dann gibt es mit Christian Scherer und Mario Stecher zwei hauptamtliche Geschäftsführer des Verbandes. Verändert sich dadurch Ihre Rolle?
Stadlober: Es verändert sich insofern, dass das Leitungsorgan dann die Hauptamtlichen sind. Bis zum 30.4. ist das Leitungsorgan das Präsidium, dem ich vorstehe. Alle Agenden, die jetzt beim Präsidium liegen, wandern dann zum hauptamtlichen Leitungsorgan. Dass wir ehrenamtlich für den Verband da sind, ist wichtig, aber es nicht mehr zeitgemäß. Von daher ist es ein wichtiger und notwendiger Schritt. Ich sitze weiter dem Aufsichtsrat vor, arbeite natürlich eng mit dem Leitungsorgan zusammen und repräsentiere den Österreichischen Skiverband nach außen wie bisher.
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LAOLA1: Wenn wir uns in einem Jahr wieder hier treffen, ist die Ski-WM 2025 in Saalbach bereits Geschichte. Was würden Sie sich dann wünschen?
Stadlober: Dass wir einen wunderschönen Winter hatten und einige Medaillen gemacht haben. Dass der Österreichische Skiverband die WM in Saalbach 2025 auf ein nächstes Level gehoben hat und ein Role Model im Sinne der Nachhaltigkeit ist.