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ÖSV-Chefcoach mahnt: "Da haben wir extremen Nachholbedarf"

Roland Assinger zieht bei den Ski-Frauen in Sachen Fitness die Zügel an und führt auch die Disziplin betreffend strenge Regeln ein - Handyverbot inklusive!

ÖSV-Chefcoach mahnt: Foto: © GEPA

Seit 1. April ist Roland Assinger Cheftrainer von Österreichs Ski-Frauen.

Unter dem gebürtigen Kärntner weht im ÖSV-Team ein neuer, teils rauerer Wind.

In Sachen Disziplin hat Assinger gleich mal den Finger erhoben und verbindliche Regeln für alle Trainingsgruppen aufgestellt.

Es gehe dabei um Kleinigkeiten. "Nur für mich sind es keine Kleinigkeiten. Wie etwa, dass man beim Abendessen kein Handy dabei hat, damit man untereinander kommuniziert und nicht immer in dieses Kastl reinschaut. Und dass man pünktlich ist. Nicht neun, sondern fünf vor neun", stellt Assinger klar.

Einen allgemeinen Strafenkatalog, für den Fall dass die Regeln nicht eingehalten werden, gibt es nicht, das "regeln" die jeweiligen Trainingsgruppen selbst. In Assingers Zeit als Gruppentrainer der ÖSV-Speed-Frauen wurde bei Verstößen in eine Kassa eingezahlt. "Damit kann man am Saisonende was Schönes machen", grinst der nunmehrige Chef.

"Das ist mir zu wenig": Assinger ortet Aufholbedarf bei der Fitness

Auch in Sachen Fitness will Assinger die Zügel anziehen. Fünf Monate vor dem Weltcup-Auftakt ortet der Cheftrainer nämlich Aufholbedarf im körperlichen Bereich.

"Für die Technik, die wir jetzt vorhaben umzusetzen, braucht man einen immens starken Körper. Da haben wir auch in der Hinsicht extremen Nachholbedarf."

ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger

"Ich habe beobachtet, dass mir das zu wenig ist. Sie können ja gut beinander sein, aber ich sage, dass es besser ginge", erklärt Assinger, der als positives Beispiel vorangeht und bei den Konditions-Einheiten mit von der Partie ist, am Rande des Trainingskurses des Speed-Teams im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf.  

"Für diese Technik, die wir jetzt vorhaben umzusetzen, braucht man einen immens starken Körper, eine starke Physis. Da haben wir auch in der Hinsicht extremen Nachholbedarf", stellt der Cheftrainer klar.

Assinger zeigt die Grenzen auf

Die Athletinnen nehmen die Herausforderung an. "Asso (Assinger, Anm.) ist ein Typ, der uns pusht und uns mehr die Grenzen aufzeigt. Das schadet uns, glaube ich, nicht. Wir müssen vielleicht auch öfter über unsere Grenzen drüber gehen", sagt Mirjam Puchner.

So wird im Konditions-Training mal 5 kg mehr draufgepackt oder bei Rad-Touren der eine oder andere Berg etwas schneller erklommen. "Dass es das eine oder andere mal weh tut, brauchen wir auch. Das muss man im Leistungssport auch aushalten", meint Puchner.

Wie wichtig die körperliche Arbeit im Sommer für die Leistungen im Winter ist, streicht Nina Ortlieb hervor: "Das Ziel muss sein, dass man sich körperlich weiterentwickelt, um permanent vorne mitfahren zu können, vor allem langfristig. Unser Sport ist für den Körper eine große Belastung. Je stabiler und gesünder man ist, umso länger kann man den Sport auf dem Niveau durchhalten."

Assinger schaut beim Training ganz genau hin
Foto: © GEPA

"Das waren unsere Wunschtrainer"

Ein Jammern ist im Ski-Austria-Team (noch) nicht zu hören. Schließlich haben sich die Athletinnen die neuen Trainer und somit auch die damit einhergehenden ... ein Stück weit selbst ausgesucht.  

Unter Chefcoach Assinger wurden im Speed-Bereich Christoph Alster (WC Speed West) und David Fill (WC Speed Ost) zu den Gruppen-Trainern bestimmt. Die Technik-Gruppe leitet neuerdings Klaus Mayrhofer, die Weltcup-Gruppe 3 weiterhin Karlheinz Pichler.

"Das waren Wunschtrainer von uns. Wir haben uns dazu geäußert, wen wir haben wollen und sind froh, dass darauf eingegangen worden ist", erzählt Puchner.

Im Gegensatz zum Umbruch vor der Saison 2022/23, als Thomas Trinker zum Cheftrainer bestellt wurde, stößt die neuerliche Rochade im Trainerbereich bei den Sportlerinnen diesmal weitestgehend auf Zustimmung.

"Letztes Jahr wurde umstrukturiert, ohne dass wir einen Grund dafür gesehen haben. Das war unser Problem", verdeutlicht Conny Hütter ihre Kritik aus dem vergangenen Winter. "Heuer waren wir alle der gleichen Meinung, dass das so nicht funktioniert. Wir sind heuer ganz anders reingestartet."

Probleme sollen intern gelöst werden

Der Großteil des neuen Trainerteams ist gar nicht neu, arbeitete schon in der Vergangenheit für Ski Austria in diversen Positionen. Assinger etwa war von 2008 bis 2020 beim ÖSV tätig, zuletzt als Gruppentrainer der Speed-Frauen. Man kennt sich also bestens.

"Wir kennen uns alle, nur halt in anderen Positionen. Asso (Assinger, Anm.) war 2012/13 unser Gruppenchef im Europacup, wir sind dann zusammen in den Weltcup gegangen. Seine Liebe zum Sport und der Enthusiasmus, den er vorlebt, wird auf uns übertragen. Ich glaube, dass wir wieder eine Mannschaft sind, in der alle zusammenhalten", sagt Hütter.

Das Teamgefüge wieder zu stärken, war bzw. ist eine von Assingers ersten Aufgaben, nachdem er nach seinem Amtsantritt den Eindruck hatte, dass dieses "nicht hundertprozentig vorhanden war".

Dazu gehört auch, Probleme künftig intern zu besprechen anstatt sie nach außen zu tragen - da sind sich Trainer und Athletinnen einig. Man hat die Lehren aus dem vergangenen Winter gezogen.

"Wenn es ein Problem gibt, müssen wir das intern lösen und nicht so wie letztes Jahr hinausposaunen, damit dann 10.000 Leute eine Meinung drüber haben", sagt Hütter. "Ich glaube, die Kritik, die oft nicht auf Augenhöhe war, muss man mal beiseite schieben und komplett ohne Vorurteile in das Ganze (die Arbeit mit dem neuen Trainerteam, Anm.) reingehen."

Es klingt auf vielen Ebenen nach Neustart.

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