Wenn man nach dem besten Trail im Alpenraum gefragt wird, fällt es vielen Mountainbikern schwer, eine klare Antwort zu geben.
Die Vielfalt der Trails und die unterschiedlichen Anforderungen an Ausdauer, Technik und Vorlieben machen es schwierig, einen einzigen Lieblingstrail zu bestimmen.
Einige Trails sind und bleiben alpin und erfordern neben Ausdauer auch eine ordentliche Portion Fahrtechnik. Andere wurden von echten Experten im Trailbau geschaffen und zeugen von hoher Kunstfertigkeit.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Trails, die jeder Biker mindestens einmal in seinem Leben schon gefahren ist. Dennoch hat jeder von uns bestimmte Vorlieben und weiß genau, welche Art von Trail sein Herz höher schlagen lässt.
Ski1 hat 5 Bike-Trails in und rund um Österreich:
Hackelberg I & II, Saalbach-Hinterglemm
Natürlich darf der Hackelberg I & II aus der Kategorie "vor der Haustüre" nicht fehlen. Ein echtes Heimspiel für die Salzburger unter euch.
Viele kennen den Hackelberg Trail noch aus der Zeit, als die Big-5-Challenge noch 5-Gondel-Tour hieß. Der Hackelberg I ist seit jeher ein Herzstück des Bikecircus Saalbach Hinterglemm.
Er schlängelt sich lässig den Bergrücken entlang und verbindet den Schattberg mit der legendären Hackelbergalm.
Ursprünglich aus einem Wanderweg entstanden, hat der Trail einen natürlichen Verlauf und wurde kürzlich um diverse geshapte Komponenten erweitert, die ihm stellenweise einen noch verspielteren Charakter verleihen. Er ist ein Klassiker und einfach nicht mehr wegzudenken.
Tipp: Der Hackelberg I endet direkt vor der Tür der Hackelbergalm – eine Einkehr ist dringend empfohlen.
Danach wartet noch der flowige Hackelberg II, der euch mit Wellen, Sprüngen und Steilkurven spielerisch in Richtung Hinterglemm katapultiert.
Piz Umbrail am Stilfser Joch, Südtirol
Wir verlassen Österreich und stoßen gleich hinter der Grenze auf ein echtes Juwel. Die Region um das Stilfser Joch birgt viele Schätze und ist in Alpencrosser-Kreisen äußerst beliebt.
Ein guter Grund, den Horizont zu erweitern. Wer auf der Passhöhe des Passo Umbrail steht und den Anstieg zum Piz Umbrail sieht, ahnt noch nicht, welche Downhill-Sensation sich auf dessen Rückseite verbirgt.
Zuerst geht es aber richtig uphill. Anfangs schiebend, später tragend, erreicht man nach etwa 500 Höhenmetern den Gipfel des Piz Umbrail und weiß, dass man sich die Abfahrt nur mit dem Bike auf den Schultern wirklich verdient hat.
Diese erwartet einen in Form einer scheinbar endlosen Naturtrail-Session in Richtung "Lai da Rims". Dabei handelt es sich um einen atemberaubend schönen Bergsee auf einer Höhe von 2.396 m, den man rechts umrundet, bevor der Trail in eine Art Canyon abfällt.
Tipp: "Canyon" klingt wilder als es ist, der Trail bleibt zu 100% fahr- und genießbar, sodass ihr genügend Gelegenheit habt, die beeindruckende Landschaft zu genießen.
Das Ende der Abfahrt markiert ein spaßiger Sinkflug durch einen herrlichen Nadelwald, bevor man nach über 1.200 Höhenmetern breit grinsend das Val Mora erreicht.
Trail-Park Weidlingbach, Wienerwald
Der Trail-Park Weidlingbach vor den Toren der Bundeshauptstadt ist ein erstklassiges Beispiel dafür, wie diese Mission erfolgreich umgesetzt wurde.
Der Trail ist ebenfalls über das angrenzende Mountainbike-Streckennetz erreichbar. Von Norden her gelangt man über die Babenberger- und Kahlenbergerdorf-Strecken dorthin. Aus südlicher Richtung führt die Hameau-Strecke, der Verbindungsweg Dombachgraben-Roan-Trails oder der anspruchsvolle Wurzel-Trail zum Ziel.
Die Fun-Line, einer der beiden Trails im Park, ist für fortgeschrittene Trail-Rider konzipiert und überwindet 175 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern. Dabei dürfen sich Biker auf Anlieger, Tables, Step-Downs und einen Hip-Jump freuen.
Tipp: Die Flow-Line verläuft parallel dazu und ist optimal für Einsteiger, Kinder oder Familien geeignet. Auf ihren Anliegern und Wellen fühlt sich jeder wohl, egal wie lange er oder sie schon im Sattel sitzt.
Die 2024 neu gebaute Blackberry-Line erstreckt sich über 450 Meter und ist als schwarzer Trail klassifiziert. Die Strecke zeichnet sich durch eine deutlich größere Steilheit im Vergleich zu den anderen Strecken im Trailpark aus und enthält sowohl natürliche als auch geneigte Sektionen. Alle Sprünge sind umfahrbar, doch die Sprünge selbst sind ausschließlich für absolute Profis geeignet.
Ebenfalls neu gebaut ist die Raspberry-Line, die Strecke ist 750 Meter lang und mit einer Schwierigkeit von leicht bis mittel ausgeschrieben. Der Trail enthält einige Steilkurven und ein paar Sprünge, die aber alle überrollt oder umfahren werden können.
Ötztaler Gletschertrail, Sölden
Zu Beginn gleich ein echter Klassiker aus der Kategorie "Enduro de luxe". Hier wurde nichts geformt, nichts ausgehoben und nichts von Hand verändert.
Kein Geringerer als Hans "No Way" Rey hat diesen Trail bereits vor über zehn Jahren als Pflichtprogramm für erfahrene Enduristen beschrieben.
Das Highlight der Ötztaler Trails schlängelt sich vom Tiefenbachgletscher hinunter in das urige, filmreife Bergdorf Vent und bietet alles, was man sich von einem echten Enduro-Abenteuer erhofft.
Vom Start im ewigen Eis bis nach Vent erwarten euch Schotter, Felsen, Bachläufe, enge Kehren, steile Gegenanstiege und atemberaubende Ausblicke auf die Ötztaler Gletscherwelt.
Tipp: Wer die 1.700 Höhenmeter Uphill nicht schon vor dem Start in den Beinen haben möchte, sollte am besten ein Shuttle zum Ausgangspunkt am Tiefenbachgletscher nehmen.
Was nun folgt, ist pures Enduro-Biken. Ein zehn Kilometer langer, hochalpiner Trail, der euch von 2.800 m Seehöhe hinunter nach Vent auf 1.880 m bringt.
Davon kann man nie genug bekommen.
Flow-Trail an der Corviglia, St. Moritz
Szenen- und Nationenwechsel – jetzt mal etwas ganz anderes. Der Flow-Trail in St. Moritz fällt in die Kategorie "hand-made" und der Name ist Programm.
Zwischen der Bergstation der Corviglia und dem Tal könnte man eigentlich die Bremsbeläge entfernen. Wer sein Bike auf dem Flow-Trail richtig beherrscht, lässt die Finger so gut es geht von der Bremse – die Shaper haben hier erstklassige Arbeit geleistet.
Der Trail ist nicht nur hervorragend zu fahren, sondern sieht auch fantastisch aus. Mit viel Stil fügt sich die erdige Linie in die Landschaft ein, zeichnet schöne Kurven und schafft spielerische Hindernisse.
Wenn man Gas gibt, fühlt man sich schnell wie ein Luftballon, aus dem die Luft schießt und der wild umherwirbelt.
Tipp: Wer noch eine Schippe drauflegen möchte, startet seinen Sinkflug nicht an der Corviglia, sondern nimmt auch die Gondel zum Piz Nair.
In diesem Fall beginnt der Downhill auf über 3.000 m Seehöhe und man hat schon einige Höhenmeter überwunden, wenn es am Beginn des Flow-Trails heißt: "Finger weg von den Bremsen und take off in Richtung St. Moritz."